: Ausgesparte Spielarten
■ Beim Bandnet Award 2001 im MarX soll es freundlich zugehen
Bereits im antiken Griechenland gab es Musikwettbewerbe. Dass spätestens unter kapitalistischen Bedingungen die kulturelle Produktion vom ökonomischen Wettbewerb abhängt, ist kein Geheimnis. Vielmehr wird dies noch als Grundlage des demokratisch organisierten Kulturbetriebes beschönigt; dabei markieren solche Wettbewerbe nicht mehr als einen verschärften Zustand der Konkurrenz.
Gerade für kleine, unbekannte Musikgruppen sind Bandwettbewerbe dann oft die einzige Möglichkeit, überhaupt Zugang zum kulturellen Markt zu finden. Das Internet scheint die Illusion einer demokratischen Kultur noch zu verdichten; rund 20.000 Stimmen seien übers Netz abgegeben worden und hätten entschieden, welche der 80 Bewerberbands in die Vorausscheidung des Bandnet Award 2001 kommen, so die auslobende Agentur. Sonnabend stellen sich mit Dandruff Remedy, Kind, Matrixx, Odgen's Tambourine und Sine Die die ersten fünf ausgewählten Bands dem Publikum im MarX.
Neben dem Versprechen, eventuell durch das Erfolgstor der Kulturindustrie zu gelangen, präsentieren solche Wettbewerbe auch Genres und Spielarten populärer Musik, die sonst eher ausgespart bleiben. Inmitten der bunten Mischung dieses Abends findet sich etwa die Hamburger NuMetal-Band Kind, die ihren eigenwilligen Alternative Rock vorstellen, von ihnen selbst als MultiCore bezeichnet. Kind (engl. „freundlich“) geht es musikalisch wie textlich um die Abgründe, die sich nur zu oft hinter den Fassaden der Freundlichkeit finden lassen. Ob das auch die Fassaden des Kulturbetriebs demaskiert, bleibt abzuwarten.
Roger Behrens
Sa, 20 Uhr, MarX; Line-Up für weitere Vorentscheidungen (21. + 22.9.): www.bandnet.de
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