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Neues aus dem Lampenladen

Auf der „Belektro 2000“ werden Ende Oktober die neuesten Entwicklungen der Beleuchtungsindustrie vorgestellt. Der Trend geht deutlich zur gesteigerten Energieeffizienz. Doch bis zu dem „intelligenten Haus“ für alle ist es noch ein weiter Weg

von TILMAN VON ROHDEN

Die Zukunft soll licht werden, und das mit weniger Energieaufwand. Daran arbeitet das Berliner Unternehmen Semperlux, das im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes ein neuartiges Strom sparendes Beleuchtungssystem entwickelt hat: Arthelio.

Ein Prototyp ist bereits installiert: Auf dem Dach des Semperlux-Verwaltungsgebäudes steht ein Heliostat, der das Sonnenlicht einfängt. Mit seiner sechs Quadratmeter großen Empfangsfläche nimmt er 100.000 Lumen auf, das entspricht 240 Glühlampen mit 40 Watt Leistung, und konzentriert das Licht in einem Linsensystem so weit, dass es in ein Röhrensystem mit 30 Zentimeter Durchmesser geleitet werden kann. Bei Semperlux enden die Rören in einem mehrstöckigen fensterlosen Treppenhaus, das bei gutem Wetter ohne zusätzlichen Strom ausgeleuchtet wird. Bei schlechtem Wetter wird automatisch Kunstlicht hinzugesetzt.

„Arthelio sorgt für eine Stromersparnis von 30 bis 40 Prozent“, schätzt Dieter Albert, Leiter der Entwicklung bei Semperlux. „Daneben sind die positiven psychischen Auswirkungen des von einer Schwefellampe abgegebenen Sonnenlichtes nicht zu unterschätzen.“ Diese und andere Entwicklungen stehen im Mittelpunkt der vom 31. Oktober bis 2. November auf dem Messegelände stattfindenden Fachmesse für Elektrotechnik, Elektronik und Licht „Belektro“.

Die Messe belegt, dass sich die Lichttechnik in den vergangenen Jahren wesentlich verändert hat. Bei den rund 200 Herstellern geht der Trend hin zur Energieeffizienz. Etwa ein Drittel aller neuen Leuchtstofflampen, so der ZVEI-Fachverband Elektroleuchten, wird in Deutschland derzeit mit elektronischen Vorschaltgeräten ausgerüstet. Diese steigern die effiziente Nutzung der Energie. Ein weiterer Trend sind Lichtsysteme, die direktes und indirektes Licht, wie sie zum Beispiel für blendungsfreie PC-Arbeitsplätze nötig sind, mischen.

Mehrere Aussteller zeigen auf der Belektro eine neue Generation von Dreibanden-Leuchtstofflampen mit nur 16 Millimeter Durchmesser. Die mit einem elektronischen Vorschaltgerät ausgestatteten Energiesparer sind dimmbar und gestatten eine tageslichtabhängige Steuerung der Raumbeleuchtung.

Ambivalent erscheint dagegen die merkwürdige Erfolgsgeschichte des Europäischen Installationsbus (EIB), kurz Instabus. Seit rund 20 Jahren werkeln Techniker unverdrossen an dieser Grundlage für das intelligente Haus. Mit Instabus sollen alle angeschlossenen Hausgeräte miteinander kommunizieren; am Ende steht der intelligente Kühlschrank, der automatisch Bestellungen auslöst, sobald die Vorräte zur Neige gehen. Erat Dirk vom Siemens-Konzern ist von dieser Technik überzeugt: „Die Hoffnungen werden sich erfüllen, allerdings wesentlich langsamer als zunächst gedacht.“

Instabus könnte auch für private Haushalte ein Segen sein, so Dirk. In der Praxis allerdings nur für wenige, denn diese Technik setzt eine umfangreiche Verkabelung voraus, die nur in Neubauten realistisch ist. Mit Instabus, so Dirk, sind 30 bis 40 Prozent Stromersparnis möglich, weil viele Geräte automatisch abgeschaltet werden können, sobald jemand das Haus verlässt.

Solche Reduktionen sind bei Waschmaschinen und Geschirrspülern nicht mehr zu erwarten. Denn die bedeutenden Einsparungen wurden schon in den 70er und 80er-Jahren mit dem Einzug der Elektronik erzielt. In den 90er-Jahren wurden immerhin noch rund 20 Prozent erreicht. „Weitere Energieeinsparungen sind immer schwieriger zu realisieren“, sagt Christian Eckert, Fachmann für Haushaltsgeräte beim ZVEI.

Hilfreich, so Eckert, sei das Mitte der 90er-Jahre eingeführte Energielabel, das darüber aufklärt, wie energieschonend ein Gerät arbeitet. „Der Anteil der hochwertigen A-Geräte nimmt ständig zu. Heute tragen die meisten verkauften Geschirrspüler das Label AAB.“ Andererseits wären neue energiesparsame Großgeräte nur schwer zu verkaufen: „Die lahmende Konjunktur schlägt sich im Verhalten der Verbraucher nieder.“

Kaufanreize könnte demnächst ein neues Energielabel für Gasherde schaffen. Bei diesen gibt es bisher kein vergleichbares Gütezeichen, es ist aber laut dem Hausheiz- und Küchentechnik Industrieverband (HKI) in Planung. Gasherde sind aus energetischer Sicht sinnvoll, denn sie haben (unter Berücksichtigung der Primärenergiegewinnung) einen Wirkungsgrad von 70 Prozent und mehr. Demgegenüber erzielen Elektroherde nur 30 bis 35 Prozent. Dennoch stehen diese Energieschleudern in mehr als 70 Prozent aller Haushalte. Daran wird sich nach Meinung des HKI so lange kaum etwas ändern, wie für jeden Anschluss eines Gasgerätes ein Fachunternehmen beauftragt werden muss. Demnächst wird diese rigide Praxis wohl aufgeweicht, lobt der HKI.

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