: Rückkauf umstritten
Die Hälfte aller Lebensversicherungen wird vorzeitig gekündigt. Cash.Life kauft Policen ab 30.000 Mark
Lebensversicherungen sind oft teuer. Ändern sich die persönlichen Lebensumstände, können die Beiträge womöglich nicht mehr bezahlt werden. 50 Prozent aller Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen in Deutschland werden deshalb vorzeitig gekündigt.
Die Versicherungsgesellschaften kaufen solche Verträge unter großen Verlusten für den Kunden zurück. Im letzten Herbst kam die Münchener Cash.Life AG mit einer Geschäftsidee auf den Markt, die zunächst allseits bejubelt wurde: Die Gesellschaft bietet an, Kapitallebensversicherungspolicen an Cash.Life zu verkaufen, die dafür einen um 5 bis 15 Prozent höheren Preis zahlt als der Versicherer selbst. Cash.Life übernimmt die Verträge und führt sie bis zum Ablauf weiter. Dadurch entfallen Stornogebühr sowie die bei all jenen Verträgen fällige Kapitalertragssteuer, die nach einer Laufzeit von weniger als zwölf Jahren gekündigt werden. Der Risikoschutz bleibt erhalten. Und im Todesfall vor Ende der Vertragslaufzeit stockt Cash.Life den Rückkaufpreis auf die dann fälligen Leistungen auf – abzüglich der bis dahin gezahlten Prämien samt Zinsen. Cash.Life wolle, so die Zeitschrift Finanztest, „nicht in den Ruf geraten, am Tod der Kunden zu verdienen“. Diese Idee wurde mit dem „Capital Innovationspreis 2000“ ausgezeichnet.
Die Verbraucherzentrale Hamburg indes teilt diese Begeisterung nicht. Man könne nicht gutheißen, dass mit einer Geschäftsidee ein Missstand ausgebeutet würde, heißt es dort. „Der eigentliche Skandal – die hohe Abbrecherquote und die beschämend geringen Rückkaufwerte bei Kapitallebens- oder Rentenversicherungen – rückt damit aus dem Blickfeld.“ Zudem kaufe Cash.Life nicht jede Versicherung. Erst ab einem Wert von 30.000 Mark werde die Police genommen. Das Gros der Abbrüche erfolge jedoch in den ersten Jahren, wo diese Summe noch kaum aufgelaufen sei.
Als Alternative zum Verkauf könne dagegen auch bei niedrigeren Summen eine Laufzeitverkürzung mit anschließender Beitragsfreistellung mit der Versicherungsgesellschaft verabredet werden. Wer die Police verkaufen will, weil er sofort eine größere Summe Bargeld braucht, wird auch an ein Policendarlehen denken. Das sei allerdings die denkbar schlechteste Möglichkeit, so Edda Castello von der Hamburger Verbraucherzentrale, denn „die Versicherungen beleihen die Policen immer nur bis zur Höhe des Rückkaufwertes“. Deshalb sollte geprüft werden, ob der Versicherungsschutz in dieser Form erhalten bleiben muss – sonst käme auch ein ungünstiger Rückkauf günstiger. Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen seien, wäre, so die Verbraucherzentrale ein Verkauf an Cash.Life zu erwägen. KAJA
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