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Bush stimmt die USA auf Krieg ein

Der US-Präsident kündigt weit reichenden Kampf gegen Terrorismus an und schließt Einsatz von Bodentruppen nicht aus. Bereits 50 Soldaten in Pakistan eingetroffen. US-Marine verhängt Nachrichtensperre. Taliban beraten über Landesverteidigung

WASHINGTON/LONDON/PESCHAWAR rtr/dpa/afp/taz ■ Die Vorhut zur Ausführung der US-amerikanischen Vergeltungsschläge auf Afghanistan scheint offenbar schon in Marsch gesetzt: Gestern morgen trafen die ersten 50 US-Soldaten in Pakistan ein, berichtete die im westpakistanischen Peschawar erscheinende Zeitung Frontier Post unter Berufung auf anonyme Quellen am Flughafen von Peschawar. Die Soldaten seien auf dem Flughafen in der Nähe der Grenze zu Afghanistan gelandet und sofort zu einer Militärbasis bei Cherat, rund 50 Kilometer südöstlich von Peschawar, gebracht worden.

Am Samstag hatte US-Präsident George W. Bush zu einem „weit reichenden und nicht nachlassenden Kampf“ gegen den internationalen Terrorismus aufgerufen und erstmals den saudischen Islamisten Ussama Bin Laden als einen Hauptverdächtigen für die Anschläge benannt. „Für alle in Uniform lautet die Nachricht: Macht euch bereit“, sagte Bush. Die USA würden die Verantwortlichen „in ihren Löchern“ ausräuchern und der Gerechtigkeit zuführen. Bush schloss den Einsatz von Bodentruppen nicht aus.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bekräftigte in einem Fernsehinterview, dass der Angriff gegen den Terrorismus ein langer Prozess sein werde. Der Kampf sei eine Sache von Jahren, sagte er. Er sprach von einer „breit angelegten“ Aktion und Kombination aus diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Maßnahmen. US-Außenminister Powell sagte, bei diesem Krieg gehe es „nicht nur um brutalen Militäreinsatz, obwohl dies gewiss auch eine Option ist“.

Unterdessen wurden etwa 35.000 Reservisten einberufen. Präsident George W. Bush hat den Einsatz von 50.000 Reservisten genehmigt. Der Kongress hat einen Einsatz gebilligt und Gelder zugesagt. Die US-Marine verhängte gestern eine Nachrichtensperre über ihre Schiffe in der Golfregion. Auf Webseiten der Marine waren Informationen über die Lage der Schiffe nicht mehr abrufbar. Auch Daten über eine 40.000 Soldaten starke Sondereinheit für Kommandoeinsätze mit einer starken Präsenz in der Golfregion waren gesperrt. Dort befindet sich der Flugzeugträger-Verband der „Carl Vinson“, zu dem auch Lenkwaffenkreuzer und -zerstörer gehören. Er könnte durch den Verband des Flugzeugträgers „Enterprise“ unterstützt werden, der sich im Indischen Ozean aufhielt.

Der britische Premierminister Tony Blair unterstützte in einem Interview des Fernsehsenders CNN Bushs Position. „Es ist ein Krieg zwischen der zivilisierten Welt und dem Fanatismus“, sagte er. Die Reaktion der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten werde aus zwei Teilen bestehen: Zunächst sollten die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden, dann werde ein länger dauernder „systematischer Krieg gegen die ganze Maschinerie des internationalen Terrorismus“ stattfinden.

Die in Afghanistan regierenden Taliban beriefen gestern eine Sitzung ihrer obersten Kleriker ein, um über die Landesverteidigung zu beraten. Taliban-Anführer Mullah Mohammad Omar sagte dem Rundfunksender Shariat: „Wegen des möglichen Angriffs der USA auf den heiligen Boden Afghanistans sollten die geehrten Gelehrten nach Kabul für eine Entscheidung nach der Scharia kommen.“ Auch Bin Laden meldete sich zu Wort. Er habe gegenüber dem Chef der Taliban-Regierung einen Eid abgelegt, der ihm „solche Taten“ nicht erlaube. „Wir wurden in der Vergangenheit beschuldigt, aber wir hatten nichts damit zu tun“, hieß es in der Erklärung, die von der in Pakistan ansässigen Nachrichtenagentur AIP veröffentlicht wurde. Aus der afghanischen Hauptstadt Kabul flohen unterdessen hunderte Menschen aus Angst vor einem Angriff. Das ausländische Personal des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hat Afghanistan mittlerweile verlassen. Seit gestern befinden sich die Mitarbeiter auf Abruf in Pakistan, wie die Organisation mitteilte. Dabei handle es sich um eine „provisorische Maßnahme“.

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