fundamentalismus: Logik „innerer“ Sicherheit
„Sicherheit“ ist ein verführerisches Versprechen, das immer nach demselben Schema funktioniert. In ihrem Namen beschwört man die Geister, die man vorgeblich bekämpfen will. Doch dann sind die Geister plötzlich stärker als die vermeintlichen Gegenmaßnahmen. Die Freiheit stirbt scheibchenweise.
Kommentar von UWE RADA
Mit nichts wird seit dem Beginn der „Risikogesellschaft“ so sehr Politik gemacht wie mit der Angst der Menschen. Wo die soziale Unsicherheit zunimmt, projiziert man die Sicherheit nach „draußen“, in den öffentlichen Raum, zieht immer neue Grenzen. Das ist beim Thema Kriminalität nicht anders als beim Thema Einwanderung oder bei der Osterweiterung der Europäischen Union. Schotten dicht, heißt die Devise, Scheuklappen auf!
Doch die Freiheit stirbt nicht nur scheibchenweise, sie stirbt sogar umsonst. Kein zusätzliches Wachpersonal, kein noch so ausgeklügeltes Sicherheitssystem wird in der Lage sein, Terroranschläge zu verhindern. Umso mehr dagegen sind jene Maßnahmen, die ein Mehr an Sicherheit versprechen, in der Lage, das subjektive Gefühl der Unsicherheit zu vergrößern. Wer irgendwann nur noch bewaffnete Sicherheitskräfte sieht, wähnt sich irgendwann in dem Film, den er so gerne von der Leinwand verbannen möchte. Die Prophezeiung hat sich erfüllt.
Bleibt die Frage: Warum das Ganze? Eine Antwort lautet: Wenn man das Thema Sicherheit tatsächlich anginge, dürfte man zur Unsicherheit, die der „Turbokapitalismus“ auch hierzulande hervorruft, nicht schweigen. Dass man stattdessen die ganz einfachen Antworten gibt, ist auch eine Form des Fundamentalismus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen