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Entscheidung über Bin Laden

Die Taliban beraten heute über die Auslieferung des Gesuchten. Die UNO befürchtet in Afghanistan eine humanitäre Katastrophe. Vermutlich 100 deutsche Opfer in New York

PESCHAWAR/BERLIN dpa ■ Heute fällt voraussichtlich die Entscheidung, ob Afghanistan der Forderung der USA nachkommt und den mutmaßlichen Attentäter Ussama Bin Laden ausliefert. Das von der Taliban-Führung einberufene Treffen von über 1.000 Religionsgelehrten in Kabul wurde gestern um 24 Stunden verschoben, weil nicht alle Delegationen rechtzeitig eintrafen, berichtete die private afghanische Nachrichtenagentur AIP. Eine dreistündige Unterredung einer hochrangigen pakistanischen Delegation mit Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar war am Montag in Kandahar ergebnislos geblieben.

Der amtierende Taliban-Regierungschef Mullah Mohammed Hasan dementierte unterdessen, zum „heiligen Krieg“ gegen die USA aufgerufen zu haben. Er habe lediglich gesagt, wenn die USA Afghanistan angreifen sollten, würden die Afghanen einen „heiligen Krieg“ wie in den 80er-Jahren gegen die Sowjetunion führen, berichtete die in der pakistanischen Grenzstadt ansässige AIP.

In Afghanistan zeichnet sich angesichts des drohenden US-Angriffs ein neues Flüchtlingsdrama ab. Zehntausende Menschen hätten vor allem die Städte verlassen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf mit. Hamsterkäufe schränkten die ohnehin knappen Lebensmittelvorräte gefährlich ein, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski. Die letzten Lagerbestände des Welternährungsprogramms (WFP) seien in Kürze aufgebraucht.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef haben Bürgerkrieg und Dürre in den vergangenen Monaten bereits über 900.000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Viele Flüchtlinge müssten sich inzwischen von Gras, Heuschrecken und Tierfutter ernähren.

Pakistan und Iran haben am Montag ihre Grenzen geschlossen. In diesen Nachbarstaaten leben bereits über fünf Millionen Afghanen. Nach UNHCR-Informationen haben die Taliban auf den Straßen zur pakistanischen Grenze Kontrollposten eingerichtet, wo alle zurückgeschickt werden, die kein pakistanisches Visum haben.

Bei den Anschlägen auf das World Trade Center in New York sind „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ 100 Deutsche ums Leben gekommen. Das sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Michaelis, am Dienstag. Damit gab das Außenministerium erstmals eine zuverlässige Zahl bekannt. Derzeit sei noch keine Aufschlüsselung der Opferzahlen nach Bundesländern möglich.

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