Glocken für Kinderrechte

■ Weltkindertag unter dem Motto „Zeit zum Streiten und Vertragen“/ Auch Bremens Kindergärten sollen zwischen den Kulturen vermitteln

Die evangelische Kirche will heute am Weltkindertag bundesweit für die Rechte der Kinder die Glocken läuten. „Alle Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung und auf Achtung ihrer Persönlichkeit“, sagte die Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Ilse Wehmann, am Freitag in Bremen. Viel zu viele Kinder erlitten in ihren Familien Gewalt, körperliche Bestrafung und seelische Verletzung. Schätzungen zufolge gehöre Gewalt in 80 Prozent der Familien zum Alltag.

Die evangelischen Kindergärten stellen den Tag unter das Motto „Zeit zum Streiten und Vertragen“. An dem Glockengeläut um 11.30 Uhr wollen sich laut Wehrmann bundesweit 12.000 evangelische Kindergärten, aber auch viele katholische Einrichtungen beteiligen. Mit der Aktion soll deutlich werden, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. Sie steht unter Schirmherrschaft des Ratsvorsitzenden der Evangelisches Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, sowie des Präsidenten des Diakonischen Werkes der EKD, Pfarrer Jürgen Gohde.

Zwar sei Streiten für Kinder wichtig, um herauszufinden, wer älter, stärker oder größer sei, sagte Wehrmann. Doch auch Streiten müsse gelernt sein und brauche Zeit. „Zeit für Wut und Trauer, Zeit für Versöhnung.“ Die evangelischen Kindergärten wollen mit ihrer Initiative insbesondere gegen Kinderarbeit, Kindesmissbrauch und die Vertreibung von Kindern protestieren.

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) will den Weltkindertag auch nutzen, um „Zeichen für Gemeinsamkeiten“, berichtet Wehrmann. Schließlich hätten Kindergärten die wichtige Aufgabe, Wege der Versöhnung auch zwischen den Kulturen zu suchen. Allein unter den knapp 4.000 Kindern in den Einrichtungen der BEK sind gut 20 Prozent ausländischer Herkunft – die meisten davon islamischen Glaubens.

In Bremen steht der Weltkindertag unter der Schirmherrschaft von Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD). Um 10.30 Uhr ist ein zentraler Gottesdienst im St.Petri-Dom geplant. Nach dem Glockengeläut um 11.30 Uhr folgt ein Aktionsprogramm mit Spiel, Musik, Liedern, Märchen, einem Mittagsgebet und einem Mittagessen. Senatorin Hilde Adolf und die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Brigitte Boehme, wollen zum Schluss um 14 Uhr vor dem Dom 1.000 Luftballons für die Wünsche der Kinder steigen lassen. epd