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Boeing streicht Jobs

Flugzeugbauer will bis zu 30.000 Arbeitsplätze einsparen. Lufthansa plant keine Entlassungen, aber Stellenabbau

HAMBURG/SEATTLE dpa ■ Nach den Terroranschlägen in den USA streicht der Flugzeughersteller Boeing jeden vierten Arbeitsplatz im zivilen Flugzeugbau. Der europäische Konkurrent Airbus erklärte gestern, für eine Einschätzung der Folgen sei es noch zu früh, doch analysiere der Konzern die Situation genau. Weder der Großraum-Airbus A 380 noch der kleinste Airbus A 318 seien jedoch in Frage gestellt.

Boeing werde wegen des erwarteten Auftragsrückgangs bis Ende 2002 insgesamt 20.000 bis 30.000 Mitarbeiter der Verkehrsflugzeugsparte entlassen, heißt es in einer in Seattle verbreiteten Mitteilung. Der weltgrößte Flugzeugkonzern hat seine Prognosen für Verkehrsflugzeuge drastisch reduziert. Im laufenden Jahr wird das Unternehmen danach nur noch 500 Flugzeuge ausliefern, gegenüber bisher erwarteten 538. Im nächsten Jahr werden die Auslieferungen auf etwas über 400 Maschinen fallen. Boeing hatte bisher damit gerechnet, dass die Fluggesellschaften 510 bis 520 Maschinen abnehmen würden. Im Verkehrsflugzeugbau beschäftigt Boeing rund 93.000 Mitarbeiter und hat insgesamt 199.000 Beschäftigte.

Bei Airbus sind noch keine Entscheidungen über mögliche Entlassungen getroffen worden. Das Unternehmen habe aus früheren Krisen gelernt. Eine etwas genauere Einschätzung sei von der Halbjahres-Pressekonferenz der Airbus-Mutter EADS heute zu erwarten, sagte ein Airbus-Sprecher in Hamburg.

Auch der Lufthansa-Aufsichtsrat hat mitgeteilt, keine Entlassungen zu planen. Anders als vom Betriebsrat angenommen, prüft der Konzern, der weltweit rund 70.000 Beschäftigte zählt, jedoch Stellenabbau. Nach Börsenschluss wurde eine Mitteilung zur wirtschaftlichen Lage angekündigt. Es wurde erwartet, dass die Lufthansa ihre Gewinnprognose 2001 zum zweiten Mal in diesem Jahr herabsetzen würde. Erst im Juni hatte Europas zweitgrößte Fluggesellschaft ihre Erwartungen nach der kostspieligen Tarifeinigung mit den Piloten heruntergesetzt. Statt einem ursprünglich angepeilten operativen Konzernergebnis von einer Milliarde Euro wurden nur noch 700 bis 750 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Mehrere amerikanische Fluggesellschaften haben bereits Entlassungen von mehr als 28.000 Mitarbeitern angekündigt, darunter insgesamt 23.000 bei der Continental Airlines und der US Airways. United Airlines will 20.000 Mitarbeiter nach Hause schicken, berichtete die New York Times gestern.

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