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Soundcheck

Gehört: Air in der Großen Freiheit. Pünktlich begannen sie, die Franzosen. Derart, dass einige der Fans noch in der Schlange vor der – allerdings ausverkauften – Freiheit standen, als drinnen bereits mit den Füßen zu den ersten Songs gewippt wurde. Auf der Bühne agieren fünf – Air spielen live mit drei Sidemen – hübsche und sehr konzentrierte Musiker, die mit ihrem Retro-Easy-Liste-ning-Sound wie aus einer anderen Zeit wirken. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als die Band nach einigen älteren Nummern neues Material spielt. Plötzlich ist alles Zeitreise: die 80er Syn-thie-Sounds, die kitschig-regenbogenfarbene Lightshow, die Bass-Linien, der Phantomas-Satinmantel eines der Frontmänner, die exakten, völlig unsouligen Beats und die elektronischen Schlagzeugklänge. Smells like fantasy rock. Selbst im Publikum stehen Menschen, deren Styleberater in den Modezeitschriften der früher 80er geblättert zu haben scheinen. O je. Demnächst werden alle Mike Oldfield wiederentdecken und dazu tanzen, obwohl das eigentlich nicht geht.

Untanzbar ist auch die Musik von Air. Wie bei einem Jazz- oder Klassikkonzert schauen die Leute gebannt auf die Bühne und applaudieren nach den Songs. Auf die Hits warten alle vergeblich. Stattdessen gibt es perfekte, nahezu statische Musik, die wenig Freiraum lässt für Spontaneität und Improvisation. Nach ungefähr einer Stunde beenden Air dann ganz unvermittelt das Konzert und winken zum Abschied. Vor lauter Überraschung rufen die Leute lauthals nach mehr. Und endlich: Air kommen zu einem mehr als halbstündigen Zugabenteil zurück und geben schließlich die Hits zum Besten: ein rockiges „Sexy Boy“ und ein schnelles „Kelly Watch the Stars“ lassen die Leute jubeln. Beinahe wird es noch wild. Zu guter Letzt sind wohl alle zufrieden und Air bedanken sich mit einem charmanten „Sank You.“ Gerd Bauder

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