: Arme, arme Flusskahnschnecke
■ Wasserqualität der Weser wieder schlechter: Fische flüchten ans Land
Bei Atemnot springt der Mensch nie ins Wasser, Fische aber sehr wohl ans Land. Schon 170 Kilometer vor Bremen ist der Sauerstoffgehalt der Weser in den vergangenen Monaten durch abgestorbene Algen so gesunken, dass Fische in Panik ans Ufer hüpfen. „Wir finden sie dann tot im Gras“, bericht Biogeograph Jürgen Bäthe.
Das Salz aus den thüringischen Kalibergwerken ist seit der Wende weitgehend aus dem Fluss in die Nordsee geschwemmt worden. Doch damit verschwanden auch die Salz tolerierenden Schlickkrebse – Algenfresser. Die zurückgekehrten eigentlich heimischen Arten werden jetzt von den alles erstickenden Algenmengen bedroht.
Sieben Stauwehre haben den Fluss unterhalb von Minden in stille Seen verwandelt. Der Sauerstoffgehalt sinkt zwischen Minden und Bremen teilweise gegen Null. Die Algen sterben ab und sinken wegen der zu geringen Fließgeschwindigkeit auf den Grund. Aus dem Sand-Kies-Grund wird lebensfeindlicher, stinkender schwarzer Schlick. Dort sterben auch die Muscheln, Schlickkrebse, Köcherfliegenlarven, Weißwürmer und andere wirbellose Fischnahrungstiere ab, die sich nach der Schließung oder Umrüstung der Kalibergwerke wieder angesiedelt hatten. Auch Fischlaich wird getötet, berichtet Bäthe. „Die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehende Flusskahnschnecke, die zu unserer Freude wieder aufgetaucht war, ist schon wieder verschwunden.“ dpa
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