Festnahmen von Terrorverdächtigen

Sechs Algerier in spanischer Haft. Festnahmen auch in Paris und in den USA. Selbstmordanschlag geplant?

MADRID/BERLIN taz/ap/rtr ■ Spaniens Polizei hat in den gestrigen Morgenstunden sechs algerische Staatsbürger verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, im Dienste von Ussama Bin Laden sowie einer algerischen bewaffneten Gruppe gestanden zu haben. Bei Wohnungsdurchsuchungen im Zusammenhang mit den Verhaftungen wurden falsche Papiere sowie Material zur Herstellung falscher Flugtickets gefunden.

Die Gruppe der sechs Männer, so das spanische Innenministerium, soll zur Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) gehören. Diese radikalislamische Organisation spaltete sich 1998 von den Bewaffneten Islamischen Gruppen (GIA) ab. GSPC und GIA werden für Anschläge und Massaker verantwortlich gemacht, denen in den letzten zehn Jahren in Algerien insgesamt 150.000 Menschen zum Opfer fielen. Mehrere Führer der Islamisten wurden bereits in den 80er-Jahren in Afghanistan ausgebildet. Seither rissen die Kontakte zu den Talibanen und Bin Laden nicht ab.

Die Zelle diente als Brücke zwischen Algerien und Europa. Mit Hilfe gefälschter Dokumente wurde Gesinnungsgenossen der Transit durch Spanien ermöglicht. Zudem besorgte die Gruppe optisches Material, wie Nachtsichtgeräte, und Informatikartikel „allerneuester Generation“.

Spaniens Polizei vermutet schon lange, dass radikale Islamisten rund um Bin Laden Spanien „als Tor nach Europa“ und als „Ruheraum“ nutzen. Auch einer der Terrorpiloten, Mohammed Atta, flog im Januar und im Juli von Miami nach Madrid. Bei seiner zweiten Reise wollte er einen in Tarragona im Gefängnis einsitzenden Algerier besuchen. Atta wurde nicht vorgelassen. Unklar bleibt, was er sonst noch in Spanien machte.

Unterdessen haben französische Fahnder offenbar ein Netz islamischer Extremisten zerschlagen, die Anschläge auf US-Einrichtungen in Frankreich geplant haben sollen. Gegen sieben Ende letzter Woche festgenommene Verdächtige seien Ermittlungsverfahren eröffnet worden, hieß es gestern in Pariser Justizkreisen. Ein achter Mann wurde in London festgenommen. Auch sie sollen Verbindungen zu Bin Laden gehabt haben. Laut der Zeitung Libération gibt es Hinweise darauf, dass die US-Botschaft in Paris Ziel eines Selbstmordanschlags mit einem Hubschrauber werden sollte.

Die sieben mutmaßlichen Extremisten versuchten bei ihrer Festnahme Dokumente zu vernichten. Die Ermittler beschlagnahmten mehrere Computer.

Auch in den USA sind wieder drei College-Studenten unter dem Verdacht, Verbindungen zu den Urhebern des Anschlags auf das Pentagon unterhalten zu haben, festgenommen worden. Ein Gericht in San Diego ordnete die Festnahme ohne Zulassung einer Kaution am Dienstag an. Unter Berufung auf die nationale Sicherheit gab es keine weiteren Auskünfte. REINER WANDLER