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USA wollen Taliban stürzen

Stabschef des Weißen Hauses: „Sie sollen nicht an der Macht bleiben.“ US-Präsident Bush stimmt Unterstützung der Opposition zu. Taliban nennen Amerikaner „feige“ und rufen zum Kampf auf

BERLIN taz ■ Die USA wollen das Taliban-Regime in Afghanistan stürzen. Der Stabschef des Weißen Hauses, Andrew Card, erklärte in der Nacht zum Montag im Fernsehen: „Wir wollen keine Regierung, die Terroristen beherbergt, und die Taliban haben Terroristen beherbergt.“ Wenn sie so weiter machten, „sollten sie nicht an der Macht bleiben“.

US-Präsident George W. Bush stimmte einem geheimen Plan zu, die afghanische Opposition gegen das herrschende Taliban-Regime zu unterstützen. Damit ist nach Angaben der New York Times nicht nur die Nordallianz gemeint, die mit rund 15.000 Kämpfern im Norden Afganistans militärisch gegen die Taliban kämpft. Es solle vielmehr auch darum gehen, den Widerstand gegen die Taliban im Süden des Landes zu unterstützen und in den Reihen der Taliban Zwietracht zu säen.

Die Vorbereitung möglicher Militäreinsätze gegen Afghanistan läuft unterdessen weiter. Gestern verließ der US-Flugzeugträger „Kitty Hawk“ nach eintägigem Zwischenstopp den US-Stützpunkt im japanischen Yokusuka südwestlich von Tokio. Mit an Bord sind jetzt Einheiten der „Special Operational Forces“, die in Japan seit zwei Wochen für einen möglichen Einsatz in Afghanistan trainiert hatten.

Pakistans Präsident Musharraf geht offenbar davon aus, dass die Tage der Taliban gezählt sind. „Es scheint, dass die USA in Afghanistan etwas unternehmen werden“, sagte er. In Pakistan wurde der Flughafen von Quetta an der Grenze zu Afghanistan gesperrt – angeblich wegen der Lieferung von UN-Hilfsgütern.

Taliban-Führer Mullah Omar erklärte unterdessen im staatlichen Rundfunk, er rechne nicht mit einem Angriff der USA – dazu seien die Amerikaner zu feige. Dagegen rief der Verteidigungsminister dazu auf, den US-Soldaten einen harten Kampf zu liefern. „Unser Feind mag stark sein, unser Gott ist der Stärkste“, sagte Mullah Obaidullah. Omar warnte den früheren König: Wenn er zurückkäme, bedeute das seine Vernichtung.

Die USA überlegen, mit Flugzeugen Lebensmittel für die notleidende Bevölkerung in Afghanistan abzuwerfen. Es werde nur noch diskutiert, wie verhindert werden könne, dass sich die Taliban die Lebensmittel aneignen, hieß es in US-Zeitungsberichten. 218 Tonnen Weizen des Welternährungsprogrammes sind gestern in Kabul eingetroffen. PKT

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