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Pünktlich zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die heute eröffnet wird und morgen beginnt (fragen Sie jetzt bitte nichts), lässt sich Julian Nida-Rümelin vernehmen, dass er das Gesetz zur Buchpreisbindung in Deutschland zügig vorantreiben will. Anfang nächsten Jahres soll ein Entwurf zunächst im Bundeskabinett und anschließend im Parlament beraten werden, richtet er aus und hängt noch ein Bekenntnis dran: Die seit 1887 in Deutschland existierende Buchpreisbindung habe sich bewährt, betonte der Kulturstaatsminister: „Es ist zwar ein Eingriff in die freie Preisgestaltung und damit in den Markt, aber Kulturgüter sind meiner Auffassung nach generell nicht marktfähig.“ Auch nicht unwichtig: Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstütze das Vorhaben unter der Voraussetzung eines breiten Konsenses in der deutschen Verlagsbranche. Dieser, so wiederum Nida-Rümelin, sei vorhanden, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels unterstütze das Gesetzesvorhaben.

Money, Money, Money. Die öffentlichen Ausgaben für Kultur sind in den vergangenen Jahren leicht angestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, gaben Bund, Länder und Gemeinden 1999 nach vorläufigen Zahlen 12,24 Milliarden Mark (6,26 Milliarden Euro) für Kultur aus, rund 170 Millionen Mark mehr als im Jahr zuvor, womit man sich immerhin ein bis zwei moderne Kampfflugzeuge kaufen könnte. Pro Einwohner Deutschlands sind somit 149 Mark (1998: 147 Mark) in die Kultur geflossen, also der Preis für eine Karte beim Frankfurter Björk-Konzert. Auch für das Jahr 2000 rechnen die Statistiker mit einem leichten Anstieg der Zahlen. Der Anteil der Kulturausgaben am Bruttoinlandsprodukt stagnierte dagegen von 1997 bis 1999 bei 0,32 Prozent.

Und noch mal Kohle: Zur Fertigstellung des Neubaus des Berliner Tempodroms fehlen rund 10 Millionen Mark. Die Baukosten für das aufwendige Haus – aus dem Zelt, das ein Zentrum der Berliner Alternativkultur war, wurde ein futuristisch anmutender Stahl-Beton-Glas-Bau für bis zu 3.700 Zuschauer mit einem Wasserbecken für „akustische Unterwasser-Erlebnisse“ – galoppierten plötzlich davon, wie dpa formuliert. Und fortfährt mit: Die ursprünglich veranschlagten 44 Millionen Mark (22,5 Millionen Euro) reichten bald nicht mehr aus. Heute muss sich nun der rot-grüne Berliner Senat, der sowieso schon überall mit gigantischen Finanzproblemen kämpfen muss, mit dem Fall befassen, um das alternative Prestige-Kulturprojekt vor dem Konkurs zu retten. Immerhin soll dort bereits Anfang Dezember der Europäische Filmpreis verliehen werden.

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