: Bakterien stehen auf Gift
■ Mit Umweltforschung sollen in Bremen mehr Arbeitsplätze geschaffen werden / Gestern stellte Senatorin Wischer (SPD) alle Projekte in einer neuen Broschüre vor
Wie fällt in diesem Jahr die Apfelernte aus? Wie filtern Mikroben Schwermetalle aus dem Abwasser? Und wie muss ein Chip konstruiert sein, um bestimmte DNA-Sequenzen einzufangen? Die Beantwortung dieser Fragen ist für den Umweltschutz relevant, sichert einer Reihe von Wissenschaftlern an der Universität Bremen Brot und Arbeit – und außerdem verdienen viele Firmen eine Stange Geld damit. All das ist gut für Bremen – und wird deshalb im Rahmen der „Angewandten Umweltforschung“ vom Land Bremen mit Zuschüssen unterstützt.
Eines der 59 zurzeit geförderten Projekte untersucht, wie mit Hilfe von Mikroorganismen Schwermetalle aus Abwässern gefiltert werden können. Bislang werden umweltgefährdende Chemikalien zugesetzt. Jetzt können Klärstufen mit einer Mikrobe gereinigt werden. Der Name: „Thiobacillus ferrooxidans“. „Die Bakterien stehen auf Gift“, versichert Sandra Peters-Erjawetz von dem Projekt „Biochemische Kupferelimination aus Industrie-Abwässern“.
Ein weiterer Vorteil der fleißigen Reinigungsmikroben, die von Mikrobiologen, Umweltforschern und Verfahrenstechnikern zu Saubermännern abgerichtet wurden: Das ausgefällte Metall kann als reines Kupfer wiederverwendet werden. Das Verfahren soll angeblich nicht nur umweltschonend, sondern auch kostengünstig sein. Und das Beste, ist, dass die Mikroben auch auf andere Schwermetalle anspringen. An der Universität Bremen ist das bereits nachgewiesen worden. Alles nachzulesen in der funkelnagelneuen Hochglanzbroschüre, die Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) gestern vorstellte.
Bereits seit 1988, als das Programm „Arbeit und Umwelt“ aufgelegt wurde, fördert das Land Bremen Öko-Forschung an der Uni. Für die bislang 170 Projekte sind 21 Millionen Mark vergeben worden. Der aktuelle jährliche Etat liegt bei 2,6 Millionen Mark. Zusätzlich konnte im Zusammenhang mit den geförderten Projekten für jede ausgegebene Mark der 1,4-fache Betrag an Drittmitteln eingeworben werden, sagte Wischer. Das Ziel der „Förderung der angewandten Umweltforschung“ sei es, zugleich die Nachhaltigkeit der Produktion, den Wissenschaftsstandort Bremen und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. „Damit leistet die Ausstattung der anwendungsorientierten Forschungsprojekte mit Landesmitteln zugleich einen Beitrag zur Wirtschaftsförderung“, betonte Wischer.
In dem ebenfalls geförderten Projekt „Nutzerorientierte Satellitenbildanalyse“ wird ein Verfahren entwickelt, das auf der Basis von Satellitenaufnahmen die „Blühstärke“ der unterschiedlichen Apfelsorten im Alten Land erfasst. Damit ist eine Vorhersage möglich, wie viele Äpfel wann geerntet werden können, so dass die Obstbauern die benötigten Lagerkapazitäten abschätzen können. Und nicht nur das: „Mit dem Einsatz von Satelliten kann auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln optimiert werden“, sagte der Umweltphysiker Klaus Künzi. Na denn, guten Appetit.
Peter Ringel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen