: Noch ein Kino zum Erfolg verdammt
Heute eröffnet der neue Cubix am Alex und rüstet sich im Kampf der Multiplexe. Der Standort könnte entscheiden
Es ist der Standort. S-Bahnen, U-Bahnen und Straßenbahnen machen den Berliner Alexanderplatz zum größten Umsteigebahnhof der Stadt und die vor geraumer Zeit noch ins Trudeln geratene UfA zum glücklichen Multiplex-Betreiber. Der Standort des gestern mit einer Galaveranstaltung eröffneten Cubix-Kinos ist „Best of the Best“, sagte UfA-Mitarbeiter Andreas Vogel und machte damit nicht nur sich selbst Mut, sondern auch dem Investor, der Treuhand-Liegenschafts-Gesellschaft (TLG).
Das Schulterklopfen können UfA und TLG auch gebrauchen. Immerhin öffnet mit dem Cubix, seinen neun Sälen und 2.400 Plätzen bereits das 13. Multiplex-Kino in Berlin. Der Boom an Großkinos hat damit auch in der Hauptstadt schon lange den Zenit erreicht und manch einen der Betreiber das Handtuch werfen lassen. Zum Beispiel in der KulturBrauerei in Prenzlauer Berg, ein Standort, der auch von der TLG entwickelt worden ist. Hier agiert bereits der dritte Kinobetreiber.
Doch am Alex soll alles anders werden. „Natürlich befinden wir uns in einem Verdrängungswettbewerb“, sagt UfA-Mitarbeiter Andreas Vogel. „Aber wir haben auch gute Chancen, diesen Wettbewerb zu bestehen und Zuschauer von anderen Standorten zum Alexanderplatz zu holen.“ Dass das neue Cubix andere Kinos in die Pleite treiben kann, weiß Vogel nicht nur, es gehört zu seinem Kalkül. Wie gesagt, es ist der Standort.
Auch TLG-Geschäftsführer Eugen von Lackum glaubt an den Alexanderplatz. Auf der gestrigen Pressekonferenz konnte er nicht umhin, Alfred Döblin zu zitieren und an die Bedeutung des Platzes Ende der Zwanziger Jahre zu erinnern. „Am liebsten wäre es mir natürlich gewesen, auf der Eröffnungsgala hätte man Phil Jutzis 1931 gedrehten Berlin-Alexanderplatz mit Heinrich George in der Hauptrolle gezeigt.“ Doch soviel Lokalkolorit rechnet sich wohl nicht. Stattdessen zeigt die UfA nun „America‘s Sweathearts“ mit Julia Roberts. „Eher Seichtes“ sei das, wie UfA-Geschäftsführer Stephan Lehmann unumwunden zugab. Wie überhaupt im Cubix wohl eher Mainstream zu sehen sein wird. Oder wie ist es zu deuten, dass Lehmann mehr als Bedauern darüber zeigte, dass es wegen der Ereignisse in New York nichts mit Silvester Stallones Cubix-Premiere wurde?
Gleichwohl hat der Investor volles Vertrauen an seinen Hauptmieter. „Es gibt keine Ausstiegsklausel“, verrät TLG-Chef Lackum. TLG und Betreiber UfA verdammen sich also beide selbst zum Erfolg. Der Alex ist offenbar wirklich ein anderer Standort als die KulturBrauerei in Prenzlauer Berg.
Und er ist, wie Lackum glaubt, ein Standort mit Zukunft: „Das Cubix ist der erste Neubau am Alexanderplatz nach der Wende und damit auch der Startschuss für weitere Investitionen.“ Doch von denen ist bislang nichts zu sehen. Auch die TLG selbst, als Eigentümerin des auf der anderen Platzseite gelegenen ehemaligen Hauses der Elektroindustrie, hat bislang keine Hochhäuser gebaut, sondern das alte Gebäude renoviert, Döblin-Zitat inklusive.
Gleichwohl ist das Cubix tatsächlich eine Art Neubeginn. Bislang ist der Alexanderplatz eher ein „Platz der Hastigen“, wie es der Tagesspiegel geschrieben hat. Mit dem neuen Multiplex, einem Coffee-Shop und einer amerikanischen Restaurantkette soll nun ein Stück „Aufenthaltsqualität“ an den Ort zurückkehren, wie der TLG-Geschäftsführer hofft.
Sein bester Ratgeber für diese Hoffnungen war dabei zweifelsohne das Berliner Architekturbüro nfp. Anstelle der abgerissenen DDR-Gaststätte Alex-Treff entstand ein kubischer Bau aus Glas und Granit, der sich von der Einheitsarchitektur der Innenstadt wohltuend abhebt und sich gut in die städtebauliche Landschaft des Alexanderplatzes einfügt. Vor allem aber der Blick aus den oberen Etagen des Cubix ist es, der TLG-Chef Lackum Anlass für seine Hoffnungen gibt. „Dieser Blick gehört zum Kinoevent einfach dazu.“
So verkauft man Standorte. Ob mit oder ohne Erfolg wird sich zeigen. UWE RADA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen