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Bin-Laden-Schüler verhaftet

Italiens Anti-Terror-Polizei ersucht um Auslieferung eines in München gefassten Libyers

MÜNCHEN/KAIRO ap/dpa ■ Ein in München verhafteter Libyer ist nach Polizeierkenntnissen in afghanischen Camps des al-Qaida-Führers Ussama Bin Laden ausgebildet worden. Gegen den 32-jährigen Lased Bin H. wurde gestern Haftbefehl erlassen. Er gilt als Schlüsselfigur „mit hoher ideologischer Motivation“, sagte ein Sprecher der italienischen Anti-Terror-Polizei. Der Libyer bestritt laut bayerischem Justizministerium die Vorwürfe, stimmte seiner Auslieferung nach Italien aber zu. Mit der Überstellung sei in zwei bis drei Wochen zu rechnen, hieß es. Insgesamt waren am Mittwoch auf Betreiben der italienischen Justiz in München und Mailand drei mutmaßliche militante Muslime festgenommen worden. Nach zwei weiteren Verdächtigen wird noch gesucht.

Der 32-jährige Libyer war den deutschen Behörden bekannt. Dem Justizministerium zufolge wurde er eine Zeit lang beobachtet, weil er möglicherweise Kontakt zu fünf mutmaßlichen Terroristen in Frankfurt am Main hatte, die Ende vorigen Jahres eine Bombe auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt zünden wollten. Die aus Algerien, Irak und Frankreich stammende Gruppe war nach Ermittlerangaben in einem Lager Bin Ladens in Afghanistan ausgebildet worden. Die Männer sollen im Spätherbst angeklagt werden. Ihnen wird vorgeworfen, im Rahmen einer kriminellen Vereinigung falsche Pässe und Visa beschafft zu haben. Ferner hätten die Männer geplant, sich Waffen und Sprengstoff zu besorgen. In abgehörten Telefongesprächen hätten sie öfter von Bin Laden als einem „nachahmenswerten Vorbild“ gesprochen.

Ägyptische Polizisten haben bereits im Mai Bin-Laden-Anhänger festgenommen. Nach Berichten der Kairoer Presse hatten zwei von ihnen Flugstunden genommen. Berichte, wonach die beiden Ägypter die selbe Flugschule in Florida wie der mutmaßliche Flugzeugentführer Mohammed Atta besucht hatten, bestätigte das Innenministerium jedoch nicht. Das ägyptische Magazin Al-Musawwar schrieb, es seien „dutzende von Verdächtigen“ festgenommen worden. Diese hätten Terroranschläge auf mehrere Ziele in Ägypten geplant. Bei ihnen seien Dokumente gefunden worden, die bewiesen, dass die Gruppe Verbindungen zu Bin Laden gehabt habe.

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