„Heiter und tief zugleich“

■ Uraufführung in Bremen: Sidney Corbetts „Noach“

Heute abend (19.30 Uhr) wird im Theater am Goetheplatz die Oper „Noach“ uraufgeführt, ein Auftragswerk des Bremer Theaters. Der amerikanische Komponist Sidney Corbett, der als Jugendlicher Rockmusik gemacht hat, hat nach eingehender Beschäftigung mit dem Mittelalter seine radikal avantgardistischen Positionen aufgegeben – und schreibt stattdessen „schöne“ und „leise“ Musik.

taz: Herr Corbett, die Oper ist eine für viele fragwürdige bürgerliche Gattung, der französische Dirigent Pierre Boulez wollte einst die Opernhäuser in die Luft sprengen. Was bedeutet für Sie die Gattung Oper?

Sidney Corbett: Ich bejahe sie. Die Oper kann Geschichten erzählen, sie kann - als opera buffa - im Gegensatz zu anderer Musik sehr heiter sein und trotzdem in die Tiefe gehen.

Hat sich nach der Katastrophe von New York Ihr Selbstverständnis als Künstler verändert? Oder anders gefragt: Stellen sich an die Kunst Fragen?

Nein. Auch, wenn ich sehr starke Gefühle habe, weil meine Mutter in New York lebt, ist es nur ein Beispiel für etwas, was schon immer so war. Mich hat die Gewalt an Menschen, und damit verbunden der Mangel an Spiritualität, immer beschäftigt. Es ist aber sicher so, dass die Verletzlichkeit in dieser Zeit wächst.

Die Frage an die Zukunft ist ja auch das Thema von Noach: Gott bereut es, die Menschen geschaffen zu haben und gerät darüber in eine Auseinandersetzung mit Gott. Das ist doch ziemlich aktuell. Hat diese Aktualität Einfluss auf die Inszenierung von Rosamund Gilmore gehabt?

Nein, unsere Konzeption war im Juni fertig. Ich bin auch dagegen, auf das Tagesgeschehen zu reagieren, solche Dinge verändern indirekt und das ist auch gut so. Das gilt für die Komponisten wie auch für das Publikum. Fragen: Ute Schalz-Laurenze