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US-Wirtschaft in der Rezession

Auch führende amerikanische Politiker gestehen inzwischen ein, dass das Wachstum rückläufig ist. Ein Hilfspaket mit staatlichen Risikoübernahmen soll den Versicherungsunternehmen und damit der gesamten Wirtschaft auf die Sprünge helfen

von ANDREAS LAUTZ

Die Terroranschäge vom 11. September haben die US-Wirtschaft zumindest kurzfristig in eine Rezession abgleiten lassen. Lawrence Lindsey, einflussreicher Wirtschaftsberater von Georg W. Bush, sagte am Mittwochabend vor Wirtschaftsvertretern in Washington, er rechne über die Dauer von zwei Quartalen mit einem Rückgang im Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten: „Einige würden sagen, wir befinden uns in einer Rezession.“ Gleichzeitig versuchte Alan Greenspan, der Präsident der US-Notenbank, Optimismus zu verbreiten. Im Wirtschaftsausschuss des Kongresses zeigte er sich zuversichtlich, dass die konjunkturellen Auswirkungen der Attacken eher kurzfristig seien.

Einer von zahlreichen Faktoren, die derzeit die Wirtschaftslage belasten, ist die Sorge der Versicherungsbranche, dass die Schadensrisiken wegen Terror und Krieg unkalkulierbar werden. Nicht nur in den USA, sondern weltweit prüfen sie seit den Anschlägen die Policen für zahlreiche Sachversicherungen. Wegen steigender Versicherungsprämien sei die Wirtschaft gezwungen, Investitionen in Richtung Sicherheit umzuschichten, erklärte Alan Greenspan dem Wirtschaftsausschuss.

Konkreter äußerte sich Jürgen Zech, der Chef des größten deutschen Industrieversicheres Gerling, gegenüber der Wirtschaftswoche: In der gesamten Industrie würden die Prämien im kommenden Jahr um 50 bis 100 Prozent steigen. Zuvor hatte auch der Allianz-Finanzchef Hans Achleitner in einem taz-Interview geklagt, dass das Geschäft der Industrievesicherung wegen des harten Wettbewerbs schon länger nicht mehr profitabel sei.

Die Bush-Administration befürchtet, dass die Mehrausgaben für die Absicherung von Risiken ganze Branchen noch tiefer in die Krise stürzen. Deswegen hat sie dieser Tage einen Vorschlag unterbreitet, wie sie den amerikanischen Versicherungen unter die Arme greifen will: In den nächsten drei Jahren und zunächst bis zu einer möglichen Schadenssumme von bis zu 100 Milliarden Dollar könne der amerikanische Staat den Löwenanteil der Haftungsgarantien übernehmen. Bislang gibt es nur für die Fluggesellschaften ein Hilfspaket in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar. Bushs Fachleute argumentieren, Luftfahrt und Versicherungswesen seien zwei tragende Säulen der Volkswirtschaft. Letztlich komme es deshalb allen zugute, wenn man sie unterstütze. Ganz ähnlich begründen die EU-Regierungen die Haftungsgarantien, die sie unter dem Druck der Versicherer für die europäischen Fluglinien übernommen haben.

Wie stark die gesamte Wirtschaft von den Versicherungen abhängt, zeigt das Beispiel der Schifffahrtindustrie: „Die europäischen Reedereien müssen im Durchschnitt Prämienerhöhungen zwischen 400 bis 1.000 Prozent verkraften“, sagt Alphons Guinier, der Geschäftsführer der Vereinigung der europäischen Reederverbände (ECSA). Ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder ergänzte, derzeit hielten die Reedereien staatliche Finanzhilfen noch nicht für notwendig. „Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, kann sich dies jedoch ändern.“

Auch bei sportlichen Großveranstaltungen spielen die Versicherer eine zentrale Rolle. Ende vergangener Woche kündigte die Axa-Versicherung ihren Versicherungsvertrag mit dem Internationalen Fußball-Verband (Fifa) für die Fußballweltmeisterschaft 2002. Sollte das Turnier aus Angst vor Terroranschlägen und unkalkulierbaren Finanzrisiken ausfallen, wäre das ein herber Schlag für die Gastgeber Japan und Südkorea. Sport-Events wie diese wirken für gewöhnlich wie Konjunkturspritzen.

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