: Raus aus den alten Familienbanden
Beim Familienstudio Kotti sind alle denkbaren Koalitionen für frisch gruppierte Sammelbilder vorstellbar
Familienurlaub. Kennt man ja: Die versammelten Trauten vor der Kulisse. Campingplatz plus Zelt. Meer. Je nachdem. Vati knipst. Dann noch mal Mutti. Die notorischen Familienbilder für das Glück und den Terror der Fotoalben. Video hat daran nichts geändert. Spätere Historikergenerationen dürfen aus diesen Familien-Staffagen dann ein Bild der Gesellschaft zeichnen. Diese einigermaßen steife Angelegenheit soll im „Familienstudio Kotti“ etwas in Schwung gebracht werden soll. Für zwei Tage ist am Kottbusser Tor ein Fotostudio eingerichtet, in dem sich das Publikum zu temporären Familien inszenieren kann. Neue Bandenbildung ist möglich. Gruppenbilder mit Bekannten. Mit Fremden. Zufallskonstellationen. Frische Koalitionen. Wie man sich eben am liebsten mit seinen Nächsten sehen will und wen es bei der von der Theatergruppe Ratten 07 und der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst veranstalteten Knips-Aktion gerade vor die Kamera treibt. Mit der klassischen Kleinfamilie hat das dann nicht mehr viel zu tun. Was ein Angebot ist, zwischen Einkaufen und Flanieren beim Fototermin ins Grübeln zu kommen. Vielleicht nicht gerade über das ganz große philosophische Wer-sind-wir-woher-kommen-wir? Doch aber über die fast noch existenziellere zweite aller Fragen: Ob Mensch einerseits ohne Familie überhaupt möglich ist und wie beides andererseits zusammenpassen soll? Notwendigkeit. Zwangsgemeinschaft. Man kann sich aber auch nur über seine neuen Fotos freuen, die nach einer Ausstellung bei der NGBK abgeholt werden können.
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