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„Kaffeklatsch“ (ZDF, jeden Samtag, 15.30 Uhr)

Danke, Jacobs Krönung. Die Verwöhn-Aromatiker haben den öffentlichen Diskurs fernsehfähig gemacht. Samstäglich sponsern sie dem ZDF den “Kaffeeklatsch“. In schönem Ambiente: Kronleuchter, rotgeplüschte Sessel, festlich gedeckte Tafel mit einer Marzipantorte, die im Laufe des Diskurses niedergemacht wird. Ralph Morgenstern begrüßt in jeder Ausgabe vier Expertinnen, die Stellung zu aktuellen Tratschkomplexen nehmen

Diesmal Thema Nummer eins: Naddel. Expertin Gisela, Töpferin, erklärt: „Wer elf Jahre mit Herrn Bohlen zusammen war, muss einen Schaden haben!“ Expertin Lydia, Verwaltungsfachangestellte a. D. und behängt mit Ohrringen und Perlenkette, meint: „Im Inneren ihres Herzens ist das eine ganz tolle Frau.“ Margarita, Beamtin, erhebt Einspruch: „Dann müsste sie aber begriffen haben, dass Siegel es gut mit ihr meint.“ Ingeborg, ergraute Hausfrau im himmelblauen Kostüm, sieht Herrn Siegel als „Gentleman von der alten Garde.“ Er habe der Naddel nämlich immer rote Rosen mitgebracht. Lydia landet den Brüller: „Weißte, was das heißt: SMS? Schluss mit Siegel.“

Was die vier Gäste qualifiziert, sind Lebenserfahrung und Belesenheit. Fünfzig Jahre lang keine Ausgabe vom Goldenen Blatt ausgelassen zu haben – das prägt. Denn die Lektüre ist nicht immer einfach. Gisela ist der Meinung, dass diese Promis ja machen können, was sie wollen. Aber doch nicht in aller Öffentlichkeit – „dass wir das dann lesen müssen“.

Härter als das Schicksal der Regenbogenpresse-Leserinnen mag derzeit nur das von Jürgen von der Lippe sein, Thema Nummer zwei. Lydia: „In der heutigen Zeit ist es nicht leicht, ein Clown zu sein. In Wirklichkeit sind das ernste Menschen.“ Aber der Jürgen werde das schon durchstehen, schließlich habe er in seinem Leben „sehr viele Höhepunkte gehabt“. Was Ralph Morgenstern kurz aufmerken lässt. Ja, meint Gisela, und dass er mit „Blind Dinner“ gescheitert ist, dass sei vorhersehbar gewesen. Eine Sendung, wo der Zuschauer den Gästen beim Essen zuschauen muss – die sei einfach langweilig, sagt sie. Und schiebt sich noch ein Stück Torte rein.ALEXANDER KÜHN

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