: Einreise für türkische Zyprioten verboten
Griechenland leistet sich eine billige Retourkutsche und düpiert so eine Journalistenkonferenz der Ebert-Stiftung
SALONIKI taz ■ Es hätte so schön ein können. Während Politiker sich um Formalitäten streiten, zeigt die Zivilgesellschaft, wo es langgeht: Wenn schon Politiker der geteilten Mittelmeerinsel Zypern nicht miteinander reden, sollten wenigstens die Journalisten beider Seiten zusammenkommen, meinte die Friedrich-Ebert-Stiftung und schritt zur Tat: Einmal in Istanbul, das zweite Mal in Saloniki, wollte man Journalisten aus Zypern, der Türkei und Griechenland zusammenbringen, um zu sehen, wie tief die Gräben wirklich sind.
Um es gleich vorwegzunehmen: die offizielle Politik zeigte sich in beiden Fällen so borniert, dass ein Treffen erst gar nicht zustande kam. Nachdem im Frühjahr die türkische Regierung mit kleinlichen bürokratischen Vorwänden verhinderte, dass Journalisten aus dem griechischen Teil Zyperns nach Istanbul einreisen konnten, standen ihnen die Griechen an diesem Wochenende nicht nach und verhinderten nun die Einreise türkischer Zyprioten nach Saloniki.
„Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben“, so Andreas Delenikas von der Ebert-Stiftung, „als unser nächstes Treffen an einem neutralen Ort abzuhalten.“ Dabei zeigte sich in Saloniki trotz der Abwesenheit der türkischen Zyprioten, wie nützlich solche Treffen sein können. Bereits das Gespräch zwischen Journalisten aus der Türkei – die die Rolle der türkischen Zyprioten mitübernehmen mussten – und ihren Kollegen aus Griechenland und Zypern machte deutlich, wie weit der Weg bis zu einer Verständigung noch ist, wenn er denn überhaupt beschritten wird. Seit die türkische Armee zum Schutz der türkisch-zypriotischen Minderheit 1974 auf der Insel einmarschierte und seitdem den nördlichen Teil Zyperns de facto besetzt hält, haben sich die Gesellschaften beider Seiten voneinander wegentwickelt und ein Eigenleben geschaffen, das eine Verständigung immer schwerer macht. Nach fast 30 Jahren Teilung gibt es, ähnlich wie in Deutschland vor dem Mauerfall, wenig Kontakt über die Grenze hinweg.
Das sollte sich ursprünglich durch die EU ändern, doch nun scheint es so, als wenn gerade die Debatte um einen EU-Beitritt Zyperns die Teilung endgültig festschreiben könnte. Für die griechischen Zyprioten war es jedenfalls keine Frage mehr, dass die Republik Zypern auch ohne eine Einigung mit dem Norden Mitglied der EU werden soll. „Wir dürfen uns in dieser Frage von den Türken nicht blockieren lassen“, war die einhellige Meinung auf griechischer Seite, auch wenn dadurch erhebliche völkerrechtliche Probleme entstehen könnten. Geht aber erst einmal die Außengrenze der EU mitten durch Zypern, dürfte eine Wiedervereinigung beider Teile in noch weitere Ferne rücken. Sanften EU-Druck auf Griechenland, hier ernsthaft nach einer Lösung zu suchen, bevor die Insel Mitglied im Club wird, hat Athen bereits mit der Drohung beantwortet, seinerseits die geplante EU-Osterweiterung durch ein Veto zu blockieren.
Denn die veränderte internationale Lage nach dem 11. September hat das Problem zwar in der politischen Wahrnehmung verdrängt, in der Sache jedoch eher noch verschärft. Jetzt erst recht wollen die griechischen Zyprioten die vermeintlich rettenden Ufer der EU möglichst schnell erreichen.
JÜRGEN GOTTSCHLICH
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