: Behördliche Nachhilfe gegen rechts
■ Der Beirat Vegesack holt sich Tipps vom Ausländerbeauftragten. „Gegen rechts“ soll „gegen Rechtsextremismus“ heißen, Plakatwand und Kalender kommen dazu
„Die Zahl der organisierten Mitglieder der rechtsextremen Szene in Bremen-Nord geht seit Jahren zurück.“ Der stellvertretende Ausländerbeauftragte Bremens, Anselm Dworak, meint das nicht als Entwarnung: „Der Blick auf die 20 Organisierten darf nicht den Blick auf die daneben verstellen.“ Von denen gebe es weit mehr. Die Fremdenfeindlichen säßen „auch in der Mitte der Gesellschaft“.
Die Vegesacker Beiräte hören sich bisweilen verwundert, aber aufmerksam an, was Dworak erzählt. Sie hatten sich Anregungen für die weitere Arbeit des Bündnisses „Bremen-Nord gegen rechts“ erhofft, das sie im Frühjahr anlässlich der NPD-Aufmärsche in Vegesack gegründet haben. Dworak provoziert erst einmal: „Es ist leicht, ein Bündnis gegen rechts zu schaffen; ein Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit ist schon viel schwerer, ein Bündnis für erleichterte Einbürgerung schon fast unmöglich.“Der Ausländerbeauftragte verweist auf den vor sechs Monaten zum dritten Mal erschienenen Bericht des Senats zur Fremdenfeindlichkeit in Bremen, der mehr als 300 in anderen Bremer Stadtteilen bereits realisierte Beispiele enthalte, wie man Fremdenfeindlichkeit vorbeugen und begegnen könne: „Da kann man als Beirat sehen, was man tun könnte.“
Alles bleibt ruhig. Er sei „beeindruckt“ von dem Referat, erklärt CDU-Beirat Rainer Buchholz und plädiert dafür, das Bündnis umzubenennen in „gegen Rechts-extremismus“. Außerdem will er mit den benachbarten Gemeinden zusammen arbeiten. Kollege Thomas Pörschke (Grüne) schlägt vor, den Kreis des bisher 20 Verbände und Vereine umfassenden Bündnisses weiter auszuweiten und insbesondere die Schulen und Sportvereine mit einzubinden. Auch müsse man auf die muslimischen Gemeinden zugehen, um weitere Ausgrenzung zu verhindern. Alle scheinen einverstanden. Schließlich noch Lob von der Polizei. „Das Bündnis gegen rechts hat Gewalt verhindert“, stellt der stellvertretende Revierleiter aus Vegesack zu den bisherigen Aktivitäten fest.
Einen konkreten Vorschlag Dworaks hat der Vorbereitungskreis des Bündnisses am Montag bereits aufgegriffen: Noch in diesem Jahr soll eine Plakatwand an einem zentralen Platz in Vegesack angemietet werden und diese dann „kampagnenmäßig gestaltet“ werden, weiß Pörschke. Außerdem sind ein gemeinsamer Kalender aller Aktivitäten gegen rechts in Bremen-Nord und ein Internetauftritt ins Auge gefasst.
as
Das nächste offene Treffen des Bündnis Bremen-Nord gegen rechts findet am 7. November um 15.30 Uhr im Ortsamt Vegesack statt.
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