: Krise bei „Hair“
■ Die Auslastung des neuen Musicals „Hair“ ist schlecht. Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg (KPS) fordert neue Subventionen – oder „Hair“ ist pleite
Das neue Bremer Musical „Hair“ ist schon zwei Monate nach seinem Start praktisch am Ende. Der Veranstalter Klaus-Peter Schulenberg hat dem Wirtschaftssenator mitgeteilt, dass Ende des Monats Schluss sein soll mit der Rock-Oper – wenn er nicht vom Senat drei Millionen Mark bekommt. Nachdem das Musical „Jekyll&Hyde“ immer wieder neue staatliche Zuschüsse und Verzichts-Leistungen verschlungen hattte, war allerdings für den Neubeginn mit „Hair“ vereinbart worden, dass das Musical-Theater über die strukturellen Subventionen hinaus (ca. zwei bis drei Millionen Mark im Jahr) keine weiteren staatlichen Zahlungen in Anspruch nehmen kann, also privates Risiko-Geschäft sein soll.
Die Auslastung des neuen Musicals ist offensichtlich aber noch schlechter als die bei Jekyll&Hyde. Gleichzeitig ist auch die Werbe-Kampagne für Hair viel zurückhaltender als die für Jekyll&Hyde. Überregionale Werbung, die die Begründung für die touristische Bedeutung des Bremer Musicals-Standortes bei den Wirtschaftsförderungs-Ausschüssen war, ist bei Hair deutlich reduziert.
Einige Nachmittagsvorstellungen sind in den vergangenen Wochen schon ausgefallen mit der Begründung, wichtige Darsteller seien erkrankt. Auf die Abendveranstaltungen hatten sich solche Erkrankungen nicht ausgewirkt.
Der Veranstalter ist auch beim Kartenverkauf offensichtlich von vornherein auf Nummer sicher gegangen: Bis heute kann man nur Karten bis Samstag, den 30.12.2001 kaufen. Offizielle Begründung sind Probleme mit der Währungsumstellung. Solche Probleme gibt es für andere Musicals nicht, Tickets für die Wiener Hair-Produktion zum Beispiel sind bis zum Ende der geplanten Laufzeit zu kaufen. Die preiswerteste Karte in Wien kostet dabei knapp 30 Mark, in Bremen das Doppelte.
Dem Vernehmen nach hat Klaus-Peter Schulenberg in den letzten Tagen das Vertragswerk unterschrieben, mit dem ihm die Veranstaltungsstätte am Richtweg mit den damit verbundenen Subventionen (1,7 Millionen Mark im Jahr plus Auslastungs-Garantien) zugeschanzt wird. Damit hat er sich auch das Bremer Ticket-Service-Center (TSC) gesichert, das ihm der Senat mit der Begründung gegeben hatte, Schulenberg wolle das Musical „retten“.
Mehrfach hatten die Fraktionen von SPD und CDU beschlossen, keine darüber hinausgehenden Subventionen in das Bremer Musical zu geben. Schulenberg verlangt dem Vernehmen nach drei Millionen Mark für die Zeit bis Ende Januar 2002. Klaus Wolschner
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