was macht eigentlich: ... Gabriele Schöttler?
Das Ostopfer
Wie immer stehen wichtige Termine an: Arbeits- und Gesundheitsenatorin Gabriele Schöttler kümmert sich in den nächsten Tagen um die Sonderkommission Ausbildung und den Landespsychiatrietag, um 40 Jahre Migration und ein Handwerkerfest. Fast sieht es so aus, als sei für die Frau mit den spitzen Absätzen nichts geschehen. Dabei fehlen Schöttler, die nach Ansicht des Ärzteblattes „viel bewegt“ hat, knapp 300 Stimmen, um im Abgordnetenhaus Platz zu nehmen. Sie verlor ihren Wahlkreis in Mitte gegen den PDS-Youngster Benjamin-Immanuel Hoff, und auch Platz 1 auf der Bezirksliste konnte sie nicht retten. Schöttler ist das prominenteste Ostopfer der Bezirksfusion mit den Westbrachen Wedding und Moabit. Weil in Wedding und Tiergarten alle fünf Wahlkreise an die Sozis gingen, kam von der Bezirksliste Mitte niemand mehr zum Zug.
Noch schwerer wird es, auf dem Stuhl zu bleiben, auf dem Schöttler sitzt, wenn sie nicht gerade in der Stadt das Gute versucht, das ohne Geld so schwer zu haben ist. Die Senatorin, deren Etat jahrelang zusammengestrichen wurde, blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Denn irgendeinen Posten muss die SPD ihren roten oder grünen Partnern anbieten. Warum nicht Schöttlers? Mit der Grünen Sybill Klotz (bei der Ampel) und den PDSlern Harald Wolf oder Carola Freundl (bei Rot-Rot) stehen schon geeignete Nachfolger bereit. Und alle haben – wie Schötter – einen entscheidenden Vorteil: sie stammen aus dem Osten. Das nächste Ostopfer kommt bestimmt. RICHARD ROTHER
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