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Gesetz löst keine Lebenslüge

■ Landesgesetz für Ausbildung von AltenpflegerInnen verabschiedet

In der Bremer Bürgerschaft wird Zeitung gelesen. Vor allem ältere Abgeordnete interessierten sich gestern mehr für Bild und FAZ als für das Gesetz zur Ausbildung von AltenpflegerInnen. Dabei müssten gerade sie sich darum sorgen, in näherer Zukunft von gutem Personal gepflegt zu werden.

Dies will das neue Gesetz, das gestern mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen wurde. Es geht um die Festlegung von Standards in der Ausbildung von AltenpflegerInnen. „Bundesweit gibt es keine einheitlichen Richtlinien“, klagt Gisela Maaß. Die Geschäftsführerin des Berufsverbandes für Pflegeberufe freut sich deshalb, „dass wenigstens Bremen auf Landesebene für Qualität in der Ausbildung sorgen will“.

Das Gesetz umfasst Richtlinien zur Dauer und zum Inhalt der Ausbildung. So soll sie drei Jahre dauern und mehr theoretisches Wissen vermitteln als zuvor. „Immer mehr Schwerstkranke leben in Seniorenheimen, dadurch steigen auch die Anforderungen an Pflegekräfte“ , erklärte Karl-Uwe Oppermann von der CDU. Er sieht im neuen Gesetz mehrere Vorteile: „Durch den hohen Theorieanteil in der Ausbildung können die AltenpflegerInnen qualifiziertere Arbeit leisten.“ Weiterhin biete diese Ausbildung auch mehr Aufstiegschancen für die bis zu 80 Prozent weiblichen AbsolventInnen der fünf Bremer Pflegefachschulen.

Leider sind durch das Gesetz nicht automatisch alle Probleme in der Altenpflege gelöst. Anette Weinert, Vorsitzende des Bremer Berufsverbandes für Pflegeberufe, beklagt: „Die Arbeitsbedingungen für AltenpflegerInnen bleiben unbefriedigend.“ Die Arbeit sei oft unterbezahlt, weil nicht tarifgebunden.

Außerdem ist der Beruf in der Gesellschaft nicht so anerkannt wie andere Pflegeberufe. „Da muss sich mehr ändern“, betont Weinert. Denn für die Zukunft stellt sie einen enormen Bedarf an qualifizierten Kräften fest. Immer mehr Deutsche werden immer älter. Deshalb erwartet die Expertin „in fünf bis sechs Jahren einen Mangel an Fachkräften. Wir müssen jetzt schon an die Finanzierung des erhöhten Fachkräftebedarfs denken.“

Doch ganz nach dem Motto „Alle wissen es, keiner tut was“, hat man dafür auch in Bremen noch keine Lösung gefunden. Der Grund: es fehlt an Geld für qualifizierten Kräften. Deshalb ist in der Altenpflege auch nur rund die Hälfte des Personals ausgebildet, der Rest sind ungelernte Kräfte. „Wir fordern jedoch mindestens 80 Prozent ausgebildete Fachkräfte in der Altenpflege“, betont Pflege-Expertin Anette Weinert.

„Man bringt ja schließlich sein Auto auch in eine KFZ-Werkstatt und ruft nicht eine Hausfrau mit Herz an“. In der Pflege müsse der Anteil der Qualifizierten drastisch steigen.

Solange nicht mehr Geld bereitgestellt werde, seien alle Forderungen der Politiker nach mehr Qualität „eine Lebenslüge“, betont Weinert. „Ich nehme den Politikern zwar das Bestreben nach Qualitätssicherung ab, zum Nulltarif ist das jedoch nicht zu bekommen“.

Melanie Haselhorst

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