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Kaschmirrebellen getroffen

Bei US-Luftangriff auf ein Wohnhaus in Kabul werden pakistanische Untergrundkämpfer aus dem indischen Teil Kaschmirs getötet. Die UNO bestätigt die Bombardierung einer Moschee bei Herat

von BERNARD IMHASLY

Die US-Angriffe in Afghanistan zeigen ein neues Muster. Neben intensiveren Bombardierungen von Taliban-Frontstellungen und so genannten Gelegenheitszielen werden nun auch Ziele gewählt, die zunächst keine militärische Bedeutung haben. So wurde in der Nacht zu Montag in einem Kabuler Wohnquartier ein Haus getroffen. Die 35 Toten schienen Zivilisten zu sein. Erst am Dienstag wurde klar, dass die Opfer militärische Ziele waren.

Denn in Pakistan meldete ein Religionspolitiker, die meisten Toten seien pakistanische Mitglieder der Organisation „Harakat ul-Mudschaheddin“ gewesen, darunter Kommandanten. Auch eine militante Frauenorganisation verurteile im indischen Teil Kaschmirs die Bombardierung als gegen die kaschmirische Befreiungsbewegung gerichteten „verdammenswürdigen Akt“. Denn „Harakat ul-Mudschaheddin“ ist eine kaschmirische Guerillagruppe, die unter ihrem früheren Namen „Harkat ul-Ansar“ seit 1997 von den USA als terroristische Organisation geführt wird. Sie erschien auch auf der Liste der 27 Gruppen, deren Konten die USA nach dem 11. September einfroren. In Pakistan wurden ihre Büros geschlossen, ihre Führer tauchten unter. „Harakat“ und zwei Splittergruppen sollen in Afghanistan nahe der pakistanischen Grenze fünf Ausbildungslager für ihre Kämpfer und enge Beziehungen zu Ussama Bin Ladens „Harkat ul-Dschihad“ gehabt haben.

Die oppositionelle Nordallianz will gestern erstmals mit direkter Unterstützung der USA Gebietsgewinne gegen die Taliban-Miliz erzielt haben. Ein Kommandeur der Allianz sagte, seine Kämpfer hätten bei einem Vorstoß südlich von Masar-i-Scharif Luftunterstützung erhalten. Nördlich Kabuls flogen US-Jets sieben Angriffe auf Taliban-Stellungen. Die US-Streitkräfte berichteten von Hinweisen, Taliban-Kämpfer versteckten sich in Wohngebieten. Sie wüssten, dass die USA sich scheuten, Bomben abzuwerfen, wenn Zivilisten getroffen werden könnten, sagte US-Konteradmiral John Stufflebeem. Er sagte zu Forderungen, die Angriffe im islamischen Fastenmonat Ramadan auszusetzen, dies sei nicht realistisch.

Die UNO bestätigte gestern eine Meldung der Taliban, dass die USA am Montag versehentlich eine Moschee bombardiert haben. Sie befinde sich in einem Militärlager bei Herat. Dort hatten die USA auch ein Krankenhaus getroffen, was sie am Dienstag einräumten.

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