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KPS fordert eine Ehrenerklärung

■ Hair-Veranstalter Klaus-Peter Schulenberg (KPS): Bremen wollte 5 Millionen jährlich für's Musical zahlen

Der Bremer Konzertunternehmer Klaus-Peter Schulenberg schlägt zurück. „Wir werden nicht weitermachen, wenn wir nicht eine Ehrenerklärung des Senats bekommen“, sagte er gestern auf einer eilig einberufenenen Pressekonferenz. Die Behauptung, er wolle die Stadt erpressen, sei „absolut rufschädigend“.

Alle Bedingungen aus den Verträgen über das Musical habe er erfüllt, der Senat allerdings nicht: In einer Vereinbarung mit den Betreibern von Jekyll&Hyde habe die Stadt sich verpflichtet, das Musicaltheater mit Marketing-Aufwendungen in Höhe bis zu 5 Millionen Mark jährlich zu unterstützen, wenn die Veranstalter dieselbe Summe aufwenden. Die Stadt habe sich aus Haushaltsgründen nicht in der Lage gesehen, ihren Beitrag für das Jahr 2001 zu leisten. Dies müsse er jetzt einfordern, da das Publikumsinteresse derzeit zu gering sei: Die von ihm angepeilte Auslastung von 52 Prozent sei bei weitem nicht erreicht.

Am 4. Oktober habe er dem Wirtschaftssenator geschrieben, für den Winter müsse das Musical „kurzfristig mehr für Marketing“ tun und angefragt, ob er sich dafür an die „Bremer Aufbaubank“, eine Tochter des Landes, wenden solle.

Noch am 18. Oktober hatte der Wirtschaftssenator den Parlamentariern in der Wirtschaftsdeputation erklärt, es gebe keinen Handlungsbedarf für das Musical, das sei eine „privatwirtschaftliche Veranstaltung“. Schon vier Tage später konnte Josef Hattig aber dem SPD-Fraktionsvorsitzenden eine fertige Beschlussvorlage präsentieren, nach der für das Musical zusätzliche staatlichen Hilfen bewilligt wurden: drei Millionen Mark sofort, dann fünf Millionen Mark jährlich. Die Überschrift: „Mittelfristkonzept“. Der Senat sollte diese Hilfen am kommenden Dienstag beschließen.

Schulenberg habe bis dahin „ein gutes Einvernehmen“ mit dem Wirtschaftssenator gehabt, außerdem eine „90-prozentig rechtsverbindliche Zusage“ aus dem Ressort, berichtete Schulenberg. Aber die Beschlussvorlage sei offenbar zurückgezogen worden.

Nicht nur der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen hatte erklärt, die Stadt dürfe keine Mark mehr zuschießen für das Musical. Auch der CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff hatte das vorsichtiger, in er Sache aber genauso ausgedrückt.

Besonders verärgert ist Schulenberg, weil er immer betont habe, dass ein Musical in Bremen nicht ohne massive staatliche Förderung laufen könne. „Ohne finanzielle Unterstützung der Stadt kann der Vogel nicht fliegen“, habe er gesagt – und damit micht nur den Mietzuschuss je nach Ticket-Erlösen gemeint.

Falls die Koalitionsparteien jetzt von der durch das Wirtschaftsressort zugesagten Förderung nichts mehr wissen wollen, würde es bald ein geordnetes Ende von „Hair“ geben. Karten seien bis Ende 2001 verkauft worden. Wenn das Stück vorher abgesetzt würde, bekämen die Kartenbesitzer ihr Geld zurück, erklärte Schulenberg.

„Wir geben genau 3,3 Millionen Mark für Hair aus“, erklärte der Unternehmer, dann gelte die „stop-lost- Philosophie“.

Nach dem mit der Stadt abgeschlossenen Vertrag habe der Musical-Veranstalter das Recht, aus dem Vertrag auszusteigen, wenn fünf Millionen Mark investiert sind. Das habe keinerlei Auswirkungen auf den Kauf des Ticket-Centers. Eigentlich habe er das Ticket-Center TSC kaufen wollen, „das Problemkind Musical“ habe er nur auf Wunsch dazu übernommen – mit klar beschriebenen Ausstiegs-Optionen. Mit dem Musical-Theater wolle er, wenn „Hair“ nicht mehr läuft, nichts zu tun haben – rentable Hallen gebe es nirgends in der Bundesrepublik, privat könne man das Musical-Theater auch mit einem normalen Veranstaltungs-Programm nicht erfolgreich bespielen.

Zu den aufgeworfenen Frage, was mit dem Grundstück an der Contrescarpe werde, erklärte Schulenberg, der Architekten-Wettbewerb werde vorbereitet. Wenn alles planmäßig laufe, sei im Frühjahr 2002 Baubeginn. Auf die Frage, ob die derzeitige Vertrauenskrise Konsequenzen für den geplanten Umzug seines Firmensitzes nach Bremen haben könnte, meinte er: „vielleicht“. K.W.

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