piwik no script img

Klima-Schulden

Lateinamerikanische und karibische Umweltminister wollen „neue Globalisierung“ – Cardoso kritisiert USA

SÃO PAULO taz ■ Auf einem Regionaltreffen in Rio de Janeiro haben die 34 UmweltministerInnen aus Lateinamerika und der Karibik Schuldenerlass für Entwicklungsländer gefordert, wenn sie in Umweltschutzprojekte investieren. Damit schlossen sie sich einer Initiative von José Sarney Filho aus Brasilien an. Diese Forderung solle auf der Nachfolgekonferenz Rio+10, die im September 2002 in Johannesburg stattfindet, ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Unterstützung kam auch von Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltschutzprogramms. Seine Behörde favorisiere einen Mechanismus, nach dem die erlassenen Gelder direkt in Umweltprojekte fließen sollten, sagte Töpfer.

Stargast des Treffens war der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso. Er kritisierte das Verhalten der USA in der Klimapolitik: „Auf eine vielleicht unerwartete und sehr tragische Weise“ würden jene Länder, die die Umweltfragen vernachlässigt und einseitige Entscheidungen getroffen haben, jetzt „umso stärker die Notwendigkeit einer solidarischen Globalisierung erkennen“. Der Terrorismus könne nämlich nicht isoliert besiegt werden, auch nicht von einer „noch so starken Macht“.

In der Umweltschutzpraxis gebe es „Rückschritte“, kritisierten die „Netzwerke der Zivilgesellschaft Lateinamerikas und der Karibik“. Selbst Brasilien, das mit der Ausarbeitung einer nationalen Agenda 21 für das Rio+10-Treffen relativ weit sei, werde wahrscheinlich nur eine Liste von Absichtserklärungen präsentieren. Die große Umweltdebatte stehe noch aus, so Analuce Freitas von WWF Brasilien: „Das größte Hindernis ist die Marginalisierung der Umweltpolitik innerhalb der Regierung.“

Aus den karibischen Delegationen hieß es, die Cardoso-Rede sei „zu gemäßigt“. Anstatt einer „nachhaltigen Globalisierung“, die Brasilien als Motto im Hinblick auf das Treffen in Johannesburg vorgeschlagen hatte, fordern die UmweltministerInnen nun eine „neue“ Globalisierung, die auch die Interessen der armen Bevölkerungsmehrheit in der Region berücksichtigen soll.

GERHARD DILGER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen