: Krieg im Ramadan
Die USA sollen ihre Angriffe im Ramadan aussetzen. Doch bisher hat der Fastenmonat kaum Kämpfe verhindert
NIKOSIA afp ■ Nach den fast dreiwöchigen Luftangriffen der USA gegen Afghanistan mehren sich in der islamischen Welt die Rufe nach einem Ende der Bombardements. Vor allem im heiligen Fastenmonat Ramadan, der Mitte November beginnt, könnten sich islamische Staaten mit dem angegriffenen Bruderland solidarisieren. US-Verbündete wie Pakistan und Indonesien warnten davor, die Angriffe in dieser Zeit fortzusetzen. Dabei gab es in der Vergangenheit gerade im Ramadan heftige kriegerische Auseinandersetzungen zwischen islamischen Ländern.
Der neunte Monat des islamischen Jahres ist für gläubige Muslime die Zeit der Selbstdisziplinierung und inneren Einkehr. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dürfen sie weder essen noch trinken oder rauchen. Dass kämpfen nicht verboten ist, zeigen schon die kriegerischen Auseinandersetzungen des Propheten Mohammed bis zu seinem Tod 632. „Nach dem Koran gibt es vier Monate, in denen der Angriffskrieg verboten ist“, erklärt Jaffar Abdel Salam, stellvertretender Rektor der Kairoer Universität al-Ashar. „Der Ramadan gehört nicht dazu.“ So nahm Mohammed das Heiligtum Mekka ohne Blutvergießen, aber mitten im Ramadan ein.
Auch in jüngerer Zeit scheuten Muslime nicht vor kämpferischen Auseinandersetzungen im Ramadan zurück. Im libanesischen Bürgerkrieg (1975–1990) flauten die Kämpfe zwischen christlichen, muslimischen und drusischen Milizen auch während des Fastenmonats nie ab. Syrien und Ägypten nutzten 1973 während des Ramadans den höchsten jüdischen Feiertag für einen Angriff gegen Israel. Der Krieg zwischen Irak und Iran (1980–1988) dauerte auch während des Ramadans an. Algerische Islamisten verüben seit 1992 die blutigsten Attentate im Fastenmonat.
Anlass zur Feuerpause war der Ramadan auch für den Westen bislang nicht. Die Taliban-Miliz selbst dagegen hatte im afghanischen Bürgerkrieg noch vor zwei Jahren Gnade gezeigt. Gegenüber der Opposition im eigenen Land verkündeten die Koranschüler während des heiligen Monats eine Feuerpause.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen