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Ein Sieg fürs Gemüt

Vor dem Europaligamatch gegen Treviso holen sich die Basketballer von Alba Selbstvertrauen beim 92:58 gegen überforderte Braunschweiger

von MATTI LIESKE

Welcher Begriff gehört nicht in die folgende Reihe: Maccabi Tel Aviv, Olympiakos Piräus, Herzogtel Trier, Efes Istanbul? Die Anwort im Alba-Berlin-Sesamstraßen-Quiz ist denkbar simpel. Niederlagen in der Europaliga gegen internationale Spitzenteams aus Israel, Griechenland oder der Türkei sind zwar nicht unbedingt normal für Berlins Basketballstolz, aber beileibe keine Schande. Die Schlappe aber, die Alba vor einer Woche an der Mosel kassierte, war glatte Majestätsbeleidigung, ein Zeichen der Verwundbarkeit, wie es der deutsche Dauermeister in der gesamten vergangenen Saison nicht gezeigt hatte.

Da war es passend, dass am Samstag mit Sportstadt Braunschweig eine Mannschaft in die Max-Schmeling-Halle kam, die überhaupt noch nicht gewonnen hat in dieser Spielzeit und ebenso wie Alba unter der Unpässlichkeit mehrerer Leistungsträger leidet. Der standesgemäße 92:58-Sieg war Balsam für das angekratzte Gemüt von Emir Mutapcic. „Wir konnten nach drei Niederlagen zeigen, dass wir nicht in der Krise sind, wie die Leute immer gleich denken“, sagte der Alba-Coach, „das war wichtig in Hinblick auf das Spiel gegen Benetton.“ Das glänzend besetzte Team aus Treviso kommt am Mittwoch nach Berlin, und ein Alba-Sieg wäre im vierten Europaligamatch essenziell, um die Chance auf einen der ersten vier Plätze in der Achtergruppe zu wahren, die zum Weiterkommen berechtigen.

Ohne die verletzten Rödl, Pesic und Demirel wirkten die Gastgeber vor 4.808 Zuschauern aber auch gegen Braunschweig zunächst keinesfalls souverän. „Die Konzentration war nicht enorm“, räumte Mutapcic ein, folgerichtig schienen die Gäste in die Trierer Fußstapfen zu treten und lagen nach elf Minuten mit 24:17 vorn. „Wir haben dann über die Defense unser Spiel gefunden“, bemerkte Jörg Lütcke ganz richtig, vor allem seine Abwehrarbeit gegen den athletischen Jayson Wells wies den Weg. Der gerade genesene Scorer holte zwar 22 Punkte, war aber unsichtbar, als Braunschweig im zweiten Viertel acht Minuten lang kein Korb gelang und Alba eine 18:0-Serie hinlegte. Ebenso hilflos war Spielmacher Demond Mallet, der sich am Vortag im Training verletzt hatte und dennoch spielte. Eine spektakuläre Bauchlandung auf dem Tisch der Presseberichterstatter war das Auffälligste, was er zustande brachte, aber selbst der Zweck dieser Flugeinlage, einen Alba-Einwurf zu verhindern, wurde verfehlt. „In dieser Phase gab es einen Qualitätsunterschied auf dem Platz“, sagte Braunschweigs Coach Ken Scalabroni, „da hat sich das Spiel entschieden.“

Der absolute Lichtblick der Partie war der neue Alba-Center George Zidek, bislang selten überzeugend, der in knapp 17 Minuten bei einer Trefferquote von 88 Prozent 25 Punkte holte. „Er kommt“, freute sich Mutapcic und hofft auf eine ähnliche Präsenz des Tschechen am Mittwoch in der diffizilen Partie gegen Treviso, ein Team, das ganz gewiss nicht in eine Reihe mit Herzogtel Trier gehört – mit Sportstadt Braunschweig schon gar nicht.

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