: Anthrax hausgemacht?
US-Ermittler vermuten hinter Milzbrandanschlägen inländische Täter. Postler für Stopp von Sortierstellen
NEW YORK afp ■ Hinter der Serie von Milzbrand-Anschlägen in den USA stecken nach Einschätzung von Ermittlern wahrscheinlich heimische Täter. „Alles scheint auf eine inländische Quelle hinzudeuten“, sagte ein führender Ermittler der Washington Post vom Samstag. Nichts passe in das Bild einer vom Ausland gesteuerten „terroristischen Operation“. Die Bundespolizei FBI ermittle in rechtsextremen und islamistischen Kreisen, habe aber nach wie vor keine heiße Spur.
Am Freitag wurde der Oberste Gerichtshof in Washington geschlossen, nachdem Anthrax-Erreger in einem Lüftungsfilter der Poststelle nachgewiesen worden waren. Auch in drei weiteren Abgeordnetenbüros des Kongresses wurden Anthrax-Spuren entdeckt. Die New Yorker Gerichtsmedizin rollte am Sonntag die Untersuchungen zum Tod einer Postangestellten neu auf, um einen möglichen Zusammenhang mit Milzbrand zu überprüfen.
Das Weiße Haus dementierte einen Bericht des US-Senders ABC, wonach die Milzbranderreger in dem Brief an den Senator Tom Daschle auf Irak als Ursprungsland hindeuten. Eine US-Expertin für Biowaffen, Barbara Hatch Rosenberg, betonte, nur US-Wissenschaftler seien imstande, Anthrax zu solch hoch konzentrierten, kleinen Partikeln zu verarbeiten, wie sie in dem Brief an Daschle versandt worden waren.
Die New Yorker Postgewerkschaft forderte die sofortige Schließung betroffener Sortierstellen. Erst wenn jede Gefahr ausgeschlossen werden könne, sollten sie wieder geöffnet werden, sagte Gewerkschaftsvorsitzender Wiliam Smith. Erst am Donnerstag waren in einer New Yorker Poststelle Spuren des Milzbranderregers festgestellt worden. Die Erreger stammen vermutlich aus Briefen, die an den NBC-Moderator Tom Brokaw und die New York Post adressiert waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen