: Ein Wrack wie ein toter Wal
■ Vor drei Jahren strandete die „Pallas“ vor Amrum: Die Ölpest tötete 16.000 Vögel. Mehr Sicherheit im Schiffsverkehr gefordert
Ein Schiffsunglück richtete vor drei Jahren die Aufmerksamkeit auf eine Küstenregion, die sonst als Urlaubsziel von sich reden macht: Am 25. Oktober 1998 geriet der Holzfrachter „Pallas“ vor der dänischen Nordseeküste in Brand und strandete vier Tage später vor der Insel Amrum (Kreis Nordfriesland). 60 Tonnen Öl traten in den darauf folgenden Wochen aus und verklebten die Strände, insgesamt 16.000 Seevögel verendeten. Das Wrack wurde im Sommer 1999 mit einer Füllmasse und Steinen gesichert, die Gesamtkosten der Havarie und ihrer Folgen addierten sich auf 30 Millionen Mark.
Nach wie vor ragt der Haufen Schrott südwestlich von Amrum „wie ein riesiger Wal“ aus dem Wasser, berichtet Amrums Amtsvorsteher Jürgen Jungclaus. Das Wrack ist ordnungsgemäß eingetragen in die Seekarten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung – es ist nicht das einzige in diesem Seegebiet. Ökologisch betrachtet hat das Unglück, entgegen ersten Befürchtungen, über den Tod der Vögel hinaus keine Schäden angerichtet. Das ist heute die übereinstimmende Einschätzung von Experten.
Langzeitfolgen aber hat das „Pallas“-Unglück nach Angaben von Jungclaus bis heute in den Köpfen der Menschen an der Küste. Sie wollen nicht nachlassen in ihren Forderungen nach mehr Sicherheit auf den Meeren. Und tatsächlich ist, so die Einschätzung von Hans von Wecheln von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), in den vergangenen Monaten Einiges dafür geschehen: Ein Havarie-Kommando sei beschlossene Sache und „der richtige Weg“. Allerdings sollen darin nur Bundesverkehrsbehörden und die Wasserschutzpolizei der Länder organisiert sein. Aber erst wenn auch Seezoll und BGS mit im Boot seien, verdiene die Organisation, als das bezeichnet zu werden, was SDN, Umweltverbände und Politiker von der Küste fordern: als „deutsche Küstenwache“.
Der Umweltverband WWF bekräftigte gestern seine Forderung nach mehr Sicherheit für den Schiffsverkehr. Ein Schlüssel zu einer besseren Gefahrenabwehr bei Schiffsunfällen sei eine bessere Zusammenarbeit der Wattenmeer-Anrainer, erklärte er mit Blick auf die bevorstehende trilaterale Wattenmeerkonferenz. Bei dem Treffen am Mittwoch im dänischen Esbjerg wollen die Umweltminister Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande auch Maßnahmen für mehr Schiffssicherheit an der Nordseeküste beraten. Die „Pallas“-Havarie habe gravierende Mängel in der Koordination, der Ausrüstung und der Zusammenarbeit mit Dänemark deutlich gemacht. Heike Wells
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen