Kommunikationslos

■ 70.000 Haushalte sind überschuldet. Insolvenzverfahren nutzen die wenigsten

Geld, sagt Jan-Philipp Reemtsma, Leiter des Hamburger Institutes für Sozialforschung und Unterstützer der Schuldenerberatung der Diakonie, ermöglicht Kommunika-tionssituationen. Von denen aber sind viele Menschen ausgeschlossen, – 70.000 Haushalte allein in Hamburg sind überschuldet. Die Möglichkeit, die Schulden in einem Insolvenzverfahren loszuwerden, haben seit dessen Einführung vor drei Jahren weit weniger Menschen genutzt als erwartet. Deshalb wird das Insolvenzgesetz nun nachgebessert. Auf einer Fachtagung , zu der das Diakonische Werk Hamburg eingeladen hatte, diskutierten gestern Fachleute über die ab dem 1. Dezember gültigen Änderungen.

Das sind im Wesentlichen zwei: Die Kosten eines Prozesses im Insolvenzverfahren können den Schuldnern künftig gestundet werden. Bisher waren viele daran gescheitert, dass sie das Geld sofort aufbringen sollten. Außerdem schreckte viele die „Wohlverhaltensphase“ ab: Sieben Jahre lang musste man nach einem strengen Finanzplan leben, um seine Schulden loszuwerden. Um die Motivation der Schuldner zu steigern, wurde die Phase deshalb auf sechs Jahre reduziert.

Dass nur ein Bruchteil der überschuldeten Haushalte von der Insolvenzberatung erreicht wurde, liegt laut Stephan aber auch daran, dass viele sich zu ihren Schulden nicht bekennen wollen: „Wer Schulden macht, hat eine Schuld auf sich geladen“, sei das vorherrschende gesellschaftliche Bild. Laut Reemtsma sind in einer Gesellschaft zwar nicht die einen erfolgreich, weil andere es nicht sind – sie seien aber in einem System erfolgreich, in dem es andere geben müsse, die es nicht sind. ee