: Hochgeschützt
Wattenmeer als empfindlich angemeldet ■ Von Gernot Knödler
Das Wattenmeer der Nordsee soll bei der internationalen Meeresorganisation IMO als „Besonders empfindliches Meeresgebiet“ (Particularly Sensitive Sea Area – PSSA) angemeldet werden. Das haben die Umweltminister Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande bei ihrer 9. Konferenz im dänischen Esbjerg beschlossen.
Die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte den Beschluss als nicht weitgehend genug. Das Gebiet sei viel zu klein, der Beschluss sehe „keine zusätzlichen Maßnahmen vor, wie Lotsen für Schiffe mit gefährlicher Ladung oder eine gemeinsame Einsatzzentrale für Notfälle“, kritisierte Beate Ratter vom WWF. Die Nordsee ist mit 260.000 Schiffsbewegungen pro Jahr eines der am stärksten befahrenen Seegebiete der Welt. Ein Tankerunfall könnte zu einer Umweltkatastrophe führen. Dennoch sei ein erster Schritt getan worden.
Das Kuratorium des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hatte vor dem hohen Schutzstatus gewarnt, weil das von den Kommunen dominierte Gremium Beeinträchtigungen der Wirtschaft durch neue Verbote befürchtete. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller versprach, der volle Zugang zu allen Häfen im Schutzgebiet werde garantiert. Vor der eigentlichen Anmeldung würden alle Beteiligten über die Pläne informiert. „Gegen den Willen der Bevölkerung läuft nichts“, so Müller.
Der WWF begrüßte die von der Regierungskonferenz beschlossene Einrichtung eines „Wattenmeerfo-rums“. Dort soll gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung und den Interessengruppen der drei Länder bis zum Jahr 2005 konkrete Vorschläge für den Schutz des Wattenmeeres ausgearbeitet werden – der WWF spricht von „Visionen“. Müller zufolge wird bei dem Forum besonders die Verbindung von Umweltschutz und umweltverträglichen menschlichen Aktivitäten durch Tourismus im Zentrum stehen.
Einen weiteren „kleinen Schritt zum Erfolg“ taten die Minister aus Sicht des WWF beim Schutz der bedrohten Schweinswale. Sie einigten sich auf die Verringerung des Beifangs an Walen. Das Thema „Muschelfischerei“ vertagten die Minister dagegen auf die nächste Konferenz 2005. Sich bei der Planung der großen Offshore-Windparks rund ums Wattenmeer abzustimmen, lehnten die Regierungen dem WWF zufolge ab.
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