: Der Konsul des Kondors
■ Das peruanische Konsulat in Bremen feierte gestern sein 150-jähriges Jubiläum / Es hilft 650 Landsleuten und kümmert sich um den Handel mit Lima und umzu
Peru ist weit weg. Natürlich konnte das die mobilen Bremer vor 150 Jahren nicht davon abhalten, ihre Segelschiffe bis zur Pazifikküste des Andenstaates zu schicken. Denn da gab es jede Menge zu holen: Salpeter fürs Schießpulver, Zucker für den Tee und Baumwolle für Matrosenjacken. Die Einfuhr des Guano – Vogelmist, gegen den der Dung der heimischen Kühe nicht anstinken konnte – hatte sich leider die hanseatische Konkurrenz unter den Nagel gerissen. Mit dem „Guanokontrakt“ von 1862 sicherten sich die Hamburger Reeder den Import des sagenhaften Düngers.
Die Bremer nahmen's locker und entfalteten einen regen Handel mit Lima und umzu. Da blieb es auch nicht aus, dass einige Peruaner nach Bremen verschlagen wurden. Um die Sorgen und Nöte der Andenstaatler, die es in die norddeutsche Tiefebene verschlagen hat, kümmert sich in Bremen seit 1851 das peruanische Konsulat. So ein schönes 150-jähriges Jubiläums muss natürlich gebührend gefeiert werden.
Buenas noches! Der peruanische Honorarkonsul Artur Schnitger begrüßte gestern Abend alle seine Gäste mit Handschlag. Ganz schön viel Arbeit für ein Ehrenamt. Denn in der edlen holzgetäfelten Rathaushalle drängten sich an die dreihundert Honorationen. Bürgermeister Henning Scherf schüttelte eifrig mit und klopfte peruanische Schultern – man kennt sich. Roosevelt Blas samt Quartett und „Los Andes“ sorgten für melancholische Folklore. Und: Das Jubiläums-Buch „150 Jahre Konsulat von Bremen“ wurde vorgestellt.
Der Honorarkonsul, seit 1975 im Amt, und seine Assistentin Dorita Steffanowski vertreten in Bremen die Interessen Perus auf den Gebieten des Handels und der Wirtschaft. Außerdem betreuen sie die kleine Kolonie der 650 Peruaner, die in Bremen und Umgebung leben. Sie stellen Pässe, Geburts-, Heirats-, oder Sterbeurkunden aus, organisierten auch schon mal die Überführung sterblicher Überreste in das Land des Kondors und der Lamas. Ebenso kümmern sie sich um Kulturveranstaltungen und sammeln Spenden für zwei Krankenhäuser in Lima.
Das Bremer Konsulat in Peru gibt es nicht mehr. 1850 wurde es errichtet, schon 18 Jahre später geschlossen. Dafür kamen 1857 Auswanderer aus Tirol und dem Rheinland über Bremen nach Peru. In der Abgeschiedenheit des bergigen Urwalds gründeten sie in Pozuzo eine Kolonie. Die gibt–s bis heute noch: Inzwischen ist der Apfelstrudel zwar zum Bananenstrudel mutiert. Und auch die Hängebrücke über den reißenden Rio Huancabamba – „Kaiser-Wilhelm-Brücke“ – steht nicht mehr. Dafür sprechen die Latino-Germanen aber noch das Deutsch des 19. Jahrhunderts: „tirolés“, den Dialekt ihrer Vorfahren.
Die 4.500 Deutschen, die heute in Peru leben, residieren in den gepflegten Villenvierteln Limas – die meisten sind Kaufleute und Lehrer. Für ihre Kinder gibt es seit 1982 eine echte deutsche Waldorfschule.
Die Verbindung nach Bremen ist nach wie vor eng. Wie vor 150 Jahren sorgen die Kaufleute dafür, dass der deutschen Kaffee-Metropole nicht der Nachschub ausgeht. Ein stadtbekannter Groß-Röster bezieht die Kaffeekirschen für seine „alternative“ Marke von kleinbäuerlichen Genossenschaften heute noch aus dem Hochland Perus. Und: Bei Problemen hilft der Konsul aus Bremen. Peter Ringel
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