: Was für Walfänger
Nino Sandow schaut sich nach Moby Dick um
Dieser große Wal-Brocken kann einschüchtern: Vielleicht erinnert man sich noch an „Zelig“, den wunderbaren Film von Woody Allen, in dem er nur deswegen immer chamäleonhaft alle Menschen nachäffen muss, weil er den Wälzer von Melville nicht gelesen hat. Wer jetzt von Nino Sandow bei seinem Solo-Stück „Moby Dick – Ambosskopf“ den passenden Nachleseunterricht gegen derlei Persönlichkeitsstörungen erwartet, sitzt allerdings in der falschen Hafenkneipe. So einfach macht es sich der Schauspieler nicht, nur brav die Geschichte vom wütenden Ahab und dem weißen Wal nachzuplappern. Zur rechten Stimmung auf der Bühne im Dock 11 werden drei Phonoverstärker und ein Harmonium aufgefahren, um dann in die menschlichen Tiefen abzutauchen. Wo der Mensch dem Menschen ein Hai ist. Aber auch von der Liebe ist zu hören. Wie sie auftaucht und wieder verschwindet. Und von einem Seemann, der so gern glauben will, dass geschlossene Augen unsichtbar machen. Dann und wann auch vom Wal.
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