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Geblendet vom Neonschein

Immer wieder Dom. Zum 672. Mal sinnfreies Vergnügen als Ärgernis für romantische Anwohner  ■ Von Elke Spanner

Es ist wieder so weit. Schon wieder. Und unübersehbar. Auf den Fahrradwegen: Kein Durchkommen. Mit dem Auto: Kein Parkplatz, trotz Anwoh-nerschein. Am Fenster: Kein Blick auf sich färbendes Laub, auf erleuchtete Nachbarsfenster, hinter denen schon ab 17 Uhr gemütlich eine Kerze brennt. Stattdessen: Riesenrad. Neonröhren statt Kerzenschein, Popcorn statt Mandarinenduft. Angstschreie von Menschen, die sich in einer Gondel aus 20 Meter in die Tiefe stürzen und dafür auch noch viel Geld bezahlen. Denn zum 672. Mal wurde das Heiligengeistfeld besetzt, um Attraktionen der untersten Klasse zu bieten: Der Dom ist da. Schon wieder.

Diesmal heißt er Winterdom. Bis zum 9. Dezember geht das Spektakel. Erwartet werden 2,8 Millionen BesucherInnen. Besondere Attraktion: Ein mittelalterlicher Markt mit einer „rund 16 Meter hohen Nordmanntanne mit Lichterkette“. Kann man verstehen, dass dafür Millionen Menschen in St. Pauli die Fuß- und Radwege verstopfen wollen.

Um den Dom jedes Mal aufs Neue „für groß und klein so anziehend zu machen“, preisen die Veranstalter „hochmoderne Fahrgeschäfte“ an. Modern wollen sie sein, und wissen nicht einmal, dass in der S-Bahn mittlerweile die 1. Klasse abgeschafft ist. Zur Pressekonferenz hätte man umsonst mit der Bahn anreisen können, eben in der nichtexistenten gehobenen Klasse. Den Service könnte eigentlich der HVV für sämtliche Dom-BesucherInnen bieten. Denn dann wären für die AnwohnerInnen endlich die Radwege frei, und einen Parkplatz im eigenen Stadtteil gäbe es womöglich auch.

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