: Mehr Geld durch mehr Fahrgäste
VBB will Preise zum 1. August erhöhen. Strieder und Grüne verlangen Preissenkungen. S-Bahn setzt auf mehr Kunden
Mit seinem Plan, die Fahrpreise für Busse und Bahnen zu erhöhen, fährt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) bei Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) vor die Wand. „Das werden wir nicht genehmigen“, sagte Strieders Sprecherin, Petra Reetz. Der VBB will die Tarife zum 1. August 2002 um durchschnittlich 3 Prozent anheben. Das müsste jedoch der Senat absegnen. „Wir sehen keine Qualitätssteigerungen, die höhere Preise rechtfertigen würde“, so Reetz. Der VBB müsse in seinem Angebot flexibler und attraktiver werden, etwa durch ermäßigte Tickets zwischen 10 und 15 Uhr.
Auch bei der S-Bahn Berlin GmbH, die mit den Berliner Verkehrsbetrieben im VBB zusammengefasst ist, regt sich Widerstand. Man werde sich dafür einsetzen, dass es in Berlin keine Preiserhöhungen gebe, sagte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. „Unser Ziel ist ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Statt durch die bislang üblichen jährlichen Tarifanpassungen möchte die S-Bahn steigende Betriebskosten durch zusätzliche Fahrgäste ausgleichen. Diese werden etwa durch die Schließung des Ringes zwischen Westhafen und Gesundbrunnen erwartet.
Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, begrüßte diese Linie: „Da an den Festkosten wenig zu machen ist, geht es darum, mehr Fahrgäste anzuwerben.“ Er forderte außerdem günstigere Tarife für Schüler, Studenten und Arbeitslose sowie für das Stadtgebiet. Cramer zeigte sich optimistisch, eine neue Tarifpolitik in den Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP zu erarbeiten. „Auch Strieder will attraktivere Preise.“
Heftige Kritik an den geplanten Preiserhöhungen übte auch die PDS. Die Preispolitik des VBB belaste seit Jahren vor allem die Stammkunden, sagte Jutta Matuschek, die verkehrspolitische Sprecherin der PDS: „Der Senat darf jetzt aus sozialen und verkehrspolitischen Gründen keinen Fehler machen.“
Der VBB hat nun Expertengruppen gebildet, welche die neuen Tarifpläne ausarbeiten. VBB-Sprecherin Ingrid Kurdika erklärte, man werde versuchen, „die politischen Forderungen umzusetzen“. US/FG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen