piwik no script img

Das Terroir der Hauptstadt

Der Berliner Weinbund will mit seiner Jahrespräsentation ein Zeichen gegen die zunehmende Uniformität der Weine setzen. Die Besonderheit steckt meist im Detail

„Das Terroir von Berlin“ – so betitelt der Weinbund, ein Zusammenschluss Berliner Weinhändler, seine diesjährige Jahrespräsentaion und gibt damit seinen Kunden schon vor Beginn der Verkostung jede Menge Stoff zum Nachdenken. „Terroir“ so formulierte es einst Bruno Prats vom Bordelaiser Vorzeige-Weingut Cos d’Estournel, „Terroir, das sind alle natürlichen Vorraussetnuzgen, die die Biologie des Weinstockes erfassen: Klima, Boden, Hangneigung, Sonnenschein und die Landschaft. Um nur einige zu nennen.“ Doch Terroir, das gibt es in Berlin, wo allein auf dem Kreuzberg Weinbau betrieben wird, eben gar nicht.

Was die zehn Weinhändler an diesem Sonntag im Palais am Festungsgraben präsentieren wollen, ist vielmehr das Ergebnis ihrer eigenen langjährigen Suche nach dem Terroir: nach Weinen, die nicht von Marketingstrategen, sondern vom Winzer bestimmt werden. Die ihren Weg noch nicht in die großen Weinführer gefunden haben.

Um die Aufmerksamkeit weg vom Allgegenwärtigen hin zum Unbekannten zu lenken, haben sich 1999 sieben Berliner Weinhändler zum Weinbund zusammengeschlossen. Inzwischen sind es zehn geworden, gemeinsam werden sie am Sonntag den erwarteten 1.200 Besuchern 300 Weine vor allem aus Frankreich, Deutschland und Italien präsentieren. Das Besondere des sonntäglichen Angebots zeigt sich erst im Detail: So präsentiert zum Beispiel das Vinum Spezialitätenkontor einen Sauvignon blanc, der eben nicht aus dem weltweit bekannten Anbaugebiet an der Loire kommt. Der Weiße der Domaine de Laulan stammt aus Frankreichs Süden und erhält sein intensives Aroma aus dem Zusammenspiel von Kalklehmboden und viel Sonne.

Zahlreiche Weine stammen natürlich auch aus dem Bordelais, doch zeigt etwa der Châteaux la Vieille Croix aus Fronsac, dass ein guter Bordeaux immer noch für gute 20 Mark zu haben ist. Und auch viele Burgunder sind am Sonntag dabei – was freilich nicht überrascht. War es doch diese Region, in der vor fast 1.000 Jahren Mönche der Benediktiner und Zisterzienser die Bedeutung des Terroir für den Weinbau entdeckten. Wofür sie selbst die Erde der Weinberge kosteten. SABINE HERRE

Weinbund-Jahrespräsentation, Palais am Festungsgraben, Berlin-Mitte, Sonntag 11. November, 14 bis 20 Uhr. Eintritt 30 DM

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen