: Abendmahl spaltet weiter
Konkrete Planungen für ersten Ökumenischen Kirchentag vorgestellt: Doch den wohl entscheidenden Fortschritt in der Ökumene bringt das Christenfest in Berlin 2003 nicht
Noch sind es mehr als anderthalb Jahre bis zum großen Ereignis – doch langsam werden die Planungen für den ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin konkret: Demnach erwarten die Organisatoren mindestens 120.000 Teilnehmer an diesem kirchengeschichtlich bedeutenden Treffen evangelischer und katholischer Christen. Etwa 25 Millionen Mark soll das Fest unter dem Motto „Ihr sollt ein Segen sein“ kosten, teilte der Geschäftsführer des Kirchentags, Michael Jutkowiak, mit. Vom 28. Mai bis 1. Juni 2003 werden etwa 5.000 ehrenamtliche Helfer den christlichen Laien, also Nichtgeistlichen, bei der religiösen Massenveranstaltung zur Seite stehen. Organisiert wird sie von dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag.
Bei der gestrigen Vorstellung der neuen Geschäftsstelle des Ökumenischen Kirchentags wurde zugleich deutlich, dass das Laientreffen nicht den ursprünglich erhofften entscheidenden Fortschritt in der Ökumene bringen wird: Beim Abschlussgottesdienst soll es den Planungen nach am Sonntag, dem 1. Juni 2003, nicht das gemeinsame Abendmahl geben – obwohl gerade das die Veranstalter des Festes erhofft hatten, als sie vor fünf Jahren die Entscheidung für den Kirchentag trafen. Das unterschiedliche Abendmahlverständnis ist einer der Hauptgründe für die seit der Reformation vor etwa 500 Jahren bestehende Kirchentrennung.
Der „heutigen Lage nach“, so der Kirchentagsbeauftrage der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Volkmar Deile, werde es zu dieser ökumenischen Geste nicht kommen: Weder die Veranstalter noch die Gastgeber, also seine Landeskirche und das Erzbistum, werden zum gemeinsamen Abendmahl einladen. „Ohne Einladung aber wird es das nicht geben.“
Stattdessen ist lediglich ein „Zeichen der ökumenischen Gemeinsamkeit“ beim Abschluss- oder Eröffnungsgottesdienst geplant, so der Kirchentagsbeauftragte des Erzbistums, Prälat Roland Steinke. Man suche dazu aus der gemeinsamen christlichen Tradition eine Symbolik, die beide Kirchen verbinde. Dies könne sowohl eine „Tauferneuerung“ wie eine Fußwaschung sein. Am Samstag, dem 31. Mai 2003, sollen Protestanten und Katholiken demnach ihre jeweils eigenen Vorabendgottesdienste feiern. Während jedoch die Protestanten die Katholiken dazu einladen, am Abendmahl teilzunehmen, sehen sich die Katholiken aus theologischen Gründen dazu noch nicht in der Lage. PHILIPP GESSLER
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