: Bei den Rebellen ohne Grund
Halbstark an der Ecke Schönhauser: Stadtbesichtigungen aus dem DEFA-Archiv
Auch so Aufräumarbeiten. Bevor die Erinnerungen alle zertrümmert sind. Im Kulturhof in der Schönhauser Allee will man dabei seinen Beitrag zur künstlerischen und geschichtlichen Aufarbeitung der Nachkriegsgeschichte in den beiden Teilen Berlins leisten. Was nun nicht heißt, mal schnell über die historischen Fakten wegzuwischen. Sondern genauer hinzuschauen.In der aktuellen Samstagsreihe der „Kaminabende“ ist man mittlerweile bei Filmen aus der DEFA-Produktion angelangt. Da bei der Auswahl im Kulturhof auch nach regionalen Bezügen zum eigenen Standort geschaut wird, ist „Berlin – Ecke Schönhauser“ von Gerhard Klein an diesem Samstag natürlich der beste Einstieg. Ein halbbitterer Sittenspiegel aus dem Jahr 1957. In etwa die DDR-Variante zu den Rebellen ohne Grund, die auch im Prenzlauer Berg nicht wesentlich mehr zu tun wissen, als eben auf der Straße herumzulungern, mit den Eltern zu keifen, in Tanzbars um die Notwendigkeit des Krawattenzwangs zu streiten. Und immer wieder begehrlich auf die Verlockungen im Westteil der noch nicht mauergeteilten Stadt zu schielen.Was die Moral des Films natürlich verbieten muss. Dabei geht es aber durchaus differenziert zur Sache. Zu sehen ist sozialistischer Realismus im filmischen Gestus des Neorealismus. Und auch darüber kann im Anschluss an den Film am Kamin diskutiert werden. Die Woche darauf ist im Kulturhof „Jahrgang 45“ zu sehen: Erzählt wird die Geschichte eines jungen Paares, das trotz kurzer Ehe bereits wieder auseinander treibt. Persönliche Zerrissenheiten vor dem geschichtlichen Hintergrund. Wie bei „Der geteilte Himmel“. Der Film nach dem Erfolgsroman von Christa Wolf läuft am ersten Dezember. Ein Termin, den man sich schon mal im Kalender anstreichen kann, denn an diesem Abend werden auch Christa und Gerhard Wolf im Kulturhof beim Filmabend dabei sein.
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