: Übergriffe der Nordallianz zu befürchten
Taliban kontrollieren nur noch sieben Provinzen. Bundesregierung stellt Millionenhilfe für Afghanistan bereit
BERLIN taz/dpa/ap ■ Der Rückzug der Taliban in Afghanistan geht weiter: Nach der Hauptstadt Kabul haben die Taliban auch die Macht in der Grenzstadt Dschalalabad abgegeben. Nach unbestätigten Berichten soll die Nordallianz auch die Taliban-Hochburg Kandahar im Süden des Landes eingenommen haben. Laut US-Sender CNN war Kandahar gestern noch heftig umkämpft. Demnach trieben Paschtunen die Taliban in die Flucht. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AIP kontrollieren die Taliban nur noch sieben von 29 afghanischen Provinzen.
Bundesaußenminister Joschka Fischer zeigte sich gestern erfreut, dass sich mit dem Rückzug der Taliban auch die Möglichkeiten zur humanitären Hilfe vergrößert hätten. Dafür will die Bundesregierung rund 96 Millionen Mark bereitstellen. Aus dem Entwicklungsministerium sollen weitere 160 Millionen Mark in den Wiederaufbau des Landes und den Wohnungsbau fließen.
Doch mit den Erfolgsmeldungen häufen sich auch die Meldungen über schwere Übergriffe von Seiten der Nordallianz. Nach der Eroberung von Masar-i Scharif sollen bis zu 600 pakistanische Taliban-Unterstützer von der Nordallianz umgebracht worden sein. Journalisten berichteten aus Kabul, arabisch aussehende Menschen würden als potenzielle Taliban-Unterstützer angesehen und verfolgt. Der Korrespondent des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira, der lange als einziger Ausländer aus Kabul berichtete, spricht von massiver Bedrohung und hat die Stadt verlassen. Die Menschenrechtsorganisationen amnesty international und Human Rights Watch haben an die blutige Vergangenheit der Nordallianz in den 90er-Jahren erinnert und den Schutz der Zivilbevölkerung vor Übergriffen angemahnt. pkt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen