: Die bunte Welt des Online-Lernens
Dem E-Learning wird eine rosige Zukunft prophezeit. Doch was ist nach der Pleitewelle in der New Economy von der Euphorie geblieben? Zwei Veranstaltungen, die „online educa“ und die „Netdays“, versuchen, Antworten auf diese Frage zu geben
Berlin, die selbst ernannte Internet-Hauptstadt, bietet Ende November einen tiefen Einblick in die bunte Welt des Online-Lernens. Gleich zwei Veranstaltungen, die in ihrem Bereich jeweils die größten in Europa sein wollen, präsentieren uns die Lernwelten von morgen.
Dem E-Learning wird ja seit geraumer Zeit eine rosige Zukunft mit hohen Profiten vorausgesagt. Denn das neue Lernen ist schnell und preisgünstig. Solch kurzfristiges, problemnahes Lernen wird von den Kunden geschätzt. Das Stichwort lautet „learning-on-demand“: Gelernt wird nur das, was die Mitarbeiter einer Firma gerade brauchen. Die Schulungs- und Logistikkosten sind dabei niedriger als beim Lernen im Klassenzimmer.
Bei einer Online-Fortbildung können Firmen nach Einschätzung der Unternehmensberatung Mummert + Partner bis zu 30 Prozent Kosten einsparen – das wären jährlich etwa 20 Milliarden Mark allein in Deutschland. Aber die Firmen zögern noch: Der Markt für virtuelle Lernportale wird der Studie zufolge erst ab 2004 boomen. Nach einer Prognose der International Data Corporation (IDC) wird der deutsche E-Learning-Markt von 20 Millionen US-Dollar im Jahre 1999 auf 575 Millionen US-Dollar 2004 anwachsen. Doch es bleibt abzuwarten, was nach der Ernüchterung in der New Economy von der Euphorie übrig geblieben ist. Als ein Ort für Antworten bietet sich die 7. „Online Educa“ vom 28. bis 30. November in Berlin an. Die von der Europäischen Kommission unterstützte Konferenz erwartet 1.200 Fachleute aus Wirtschaft, Industrie und Politik, die in zahlreichen Veranstaltungen über den neusten Stand des technisch gestützten Lernens diskutieren werden. Die internationale Konferenz wird zudem von einer Fachmesse begleitet, auf der die neusten neusten digitalen Produkte präsentiert werden.
Während in den letzten Jahren Stichworte wie die Entstehung eines globalen Bildungsmarktes via Internet, Konzentrationsprozesse und Partnerschaften der Bildungsanbieter die Diskussionen der Konferenzteilnehmer bestimmten, ist nun vielmehr die Frage, was von den optimistischen Marktprognosen für E-Learning übrig geblieben ist. Das verspricht ein spannendes Aufeinandertreffen der verschiedenen Meinungen: Welche technischen Standards werden sich durchsetzen, welche Geschäftsmodelle sind rentabel, und wer wird im Rennen um die Kunden der Zukunft vorne dabei sein?
Einen anderen Schwerpunkt haben die „netd@ys“, die vom 17. bis 25. November stattfinden. Das größte E-Learning-Festival in Europa setzt mehr auf Mitmachen und Informieren für jedermann. Die zum vierten Mal in Berlin ausgerichteten netdays stehen diesmal unter dem Motto: „eLearning? n@ sicher!“. Etwa 150 Partner, von Microsoft bis zur Gaststätte Bürgerheim, wollen anhand von – überwiegend kostenlosen – Schulungen, Vorträgen, Wettbewerben und Spielen darstellen, was (Daten-)Sicherheit im Netz bedeutet und wie man einen sicheren Zugang ins Internet finden kann. Angesichts der neuen Sicherheitshysterie liegen die Macher der Netdays am Puls der Zeit. Mitmachen können auch Anfänger. Daher gibt es Seminare und Workshops zum Einstieg in die Welt von Multimedia und Internet.
CLEMENS LERCHE
Aktuelle Infos zur „Online Educa“ im Netz unter www.online-educa.com oder Tel. (0 30) 3 27 61 40. Programm der „netdays“ unter www.netdays-berlin.de/ oder Tel. (0 30) 75 68 92 0
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen