: Humboldts schärfen ihr Profil
„HU-Botschaften“ in New York und Moskau sowie Juniorprofessuren geplant
Die Berliner Humboldt-Universität (HU) will im kommenden Frühjahr zum ersten Mal Juniorprofessoren einstellen. Das kündigte das fünfköpfige Präsidium der HU am Freitag bei einem Ausblick für 2002 an. Damit zählt die HU, gemeinsam mit Marburg und Göttingen, bundesweit zu den drei ersten Universitäten, die die Dienstrechtsrefom einleiten wollen.
Gegenwärtig seien die 28 ersten Berufungsverfahren für Jungprofessoren angelaufen, hieß es aus dem Leitungsgremium. Insgesamt könnten ab nächstem Jahr 47 Juniorprofs ihren Dienst aufnehmen. Die Junioren müssen nicht habilitiert sein, aber eine „herausragende“ Doktorarbeit verfasst haben. Der wissenschaftliche Nachwuchs soll so bereits in jüngeren Jahren Lehr- und Forschungsaufgaben wahrnehmen. Die Kosten einer Juniorstelle sind nach HU-Angaben noch nicht zu beziffern, liegen aber unter dem Gehalt eines Professors. 265 Kandidaten haben sich bisher beworben. Ein Achtel davon kommen von der Humboldt-Universität, rund ein Viertel aus dem Ausland. An der HU sind zurzeit 36.000 Studierende eingeschrieben.
Angesichts zu langer Promotionszeiten will die Traditions-Uni ihre Doktoranden in Zukunft strukturierter betreuen, um damit schnellere Abschlüse zu ermöglichen. Weiteres Ziel ist die Internationalisierung zu verstärken. Dazu sollen zwei HU-Kontaktbüros in New York und Moskau eröffnet werden. Diese sollen als „kleine Botschaften“ Beziehungen zu ausländischen Unternehmen knüpfen und HU-Studenten im Ausland betreuen. „Jedes Büro wird bis zu zwei ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigen“, sagte eine Sprecherin. Dafür kämen im Ausland lebende Absolventen und Gastprofessoren der HU in Frage.
Um die Verköstigung der Studierenden und Mitarbeiter zu erleichtern, plant das HU-Präsidium den Verkauf der Mensa-Nord in Mitte und den Neubau einer Zentralmensa. Ebenso aus eigenen Mitteln will die HU die Instandsetzung des seit dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Westflügels des Museums für Naturkunde finanzieren. Fernziel des Aufgabenkatalogs ist zudem der Abschluss der Umzugs der Naturwissenschaften nach Adlershof. In diesem Jahr zieht als viertes Institut die Physik in den Südosten Berlins.
ADRIENNE WOLTERSDORF
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