: Ein Mann muss es sein
Um einen Mann an die Spitze ihres Frauenstudiengangs zu hieven, geht die Bremer Uni neue Wege: Die Einer-Liste
BREMEN taz ■ Der Bremer Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) kann die Studentinnen des Frauenstudiengangs Informatik nur noch verprellen: Die Hochschule Bremen wird ihn vor die Alternative stellen, entweder einen Mann auf die erste Professur in dem bundesweit einmaligen Studiengang zu berufen oder sie gänzlich neu auszuschreiben. (siehe taz von gestern). Letzteres würde das Studium noch weiter verzögern. Aber einen Mann wollen viele Studentinnen auch nicht, zumal es eine Bewerberin gibt, die auch von einigen ProfessorInnen favorisiert wird.
Diese Hamburger Informatikerin ist jetzt von dem Vorsitzenden der Berufungskommission, Detlef Schumacher, aus dem Rennen geworfen worden. „Sie erfüllt die Voraussetzungen nicht“, sagt Schumacher, obwohl er sie noch vor einem halben Jahr immerhin an dritter Stelle einer Rangliste platziert hatte. Hinter zwei Kollegen. Das fand die Frauenbeauftragte der Hochschule, Renate Meyer-Braun, schon damals skandalös. Auch Senator Lemke witterte Ärger und schaltete sich ein. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde die Hochschule noch einmal über die Besetzung nachdenken.
Mittlerweile ist wieder alles beim Alten, nämlich bei dem Mann, der auf Wunsch einzelner Herren von Anfang an auf den gut bezahlten Lehrstuhl sollte: Axel Viereck, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Bremen. Der weigert sich, seine Bewerbung zurückzuziehen, obwohl ihm eine andere Professur in Aussicht gestellt wurde. Seit gestern gibt es nicht einmal mehr, wie sonst üblich, eine Dreierliste, aus der Lemkes Behörde einen oder eine aussuchen kann. Viereck oder nix. Wenn weder Rektorat noch Senator einschreiten, kommt Teil zwei des gestern ausgeklügelten Planes zum Zuge: Vierecks ehemalige Professur würde dann an eine seiner damaligen Mitbewerberinnen gehen – als Trostpflaster. Laut der Frauenbeauftragten hatte die Hamburger Informatikerin diese Variante allerdings abgelehnt: Sie habe sich schließlich für den Frauenstudiengang beworben. EIKEN BRUHN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen