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Mit allen Kirchen gegen Gewalt

■ Ökumene: Kirchenaktionen zum Tag gegen Männergewalt

Drei Männer, drei Frauen, vier Kirchen und ein Thema: „Gegen Männergewalt.“ Zum ersten Mal wird es dieses Wochenende in Bremen Aktionen zum weltweiten Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ geben. Und zum ersten Mal haben sich hier Vertreter der vier Glaubensrichtungen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf Initiative der Frauenbeauftragten zusammengesetzt, um die Aktionen in Kirchen, Synagoge und Moscheen zu koordinieren.

Mit Demonstrationen, Diskussionsrunden oder Vorträgen mag frau an einem solchen Tag gerechnet haben – all das wird es in Bremen aber nicht geben. Denn das würde immer nur „die gleichen Frauen anlocken“, meint Annette Düring vom DGB: ein paar Hand voll Interessierte. An der großen Masse ginge das alte Tabuthema aber vermutlich wieder vorbei.

Statt dessen soll es vor versammelten Kirchengemeinden Predigten und Ansprachen geben. Min-destens 16.000 Menschen würden sonntags allein in den Gottesdiens-ten der christlichen Kirchen sitzen, berechnet Wilhelm Tacke, Pressesprecher der katholischen Kirche, die Schar der ZuhörerInnen. Plus die BesucherInnen der Synagoge und Moscheen. „So viele ZuhörerInnen würden wir sonst an einem Tag nie zusammenkriegen“.

Auch wenn damit sämtliche Kirchenmeider außen vor blieben – über die Gotteshäuser würde das Thema häusliche Beziehungsgewalt endlich öffentlich besprochen und per Aktionstag im Bewusstsein verankert. „So kriegenwir Kontakt zu Menschen, die wir sonst nicht erreichen“, meint auch die Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe. Zu Migrantinnen etwa, die oft nicht wissen, wo sie im Konfliktfall Rat holen können. Oder auch zu älteren Frauen, die noch am ehesten in den Kirchen Schutz suchen.

Vom Rabbi bis zum Imam fand die Idee Anklang. Bei den Katholiken wird es Predigten zum Thema geben, die Bremische Evangelische Kirche widmet den Thomas-Gottesdienst (18 Uhr, Unser Lieben Frauen) ganz dem Thema. In der Fatih-Moschee hat Mehmet Kilinc bereits am Dienstag eine Ansprache gehalten. „Vor allem junge Frauen fanden das gut.“ Von älteren Männern dagegen kam keine Reaktion. Am Freitag mittag wird er dort noch einmal sprechen (12 Uhr). Während es in der jüdischen Gemeinde zum Sabbat ebenfalls eine Ansprache vom Rabbiner geben wird (Freitag 18 Uhr). Auf dem DGB-Haus und im Arbeitslosenzentrum Tenever sollen Fahnen gegen Männergewalt gehisst werden.

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