: „Sie wissen gar nicht, wie kostbar sie sind“ – Frauentherapiezentrum jetzt im Beginenhof
„So ein Projekt hat uns gereizt.“ Das reizende Projekt ist der Beginenhof und die Gereizten die Frauen vom Frauentherapiezentrum, einst Viertel, jetzt Neustadt. Helle Räume, freundliches Ambiente, im Treppenhaus riecht es noch ein biss-chen nach Baustelle.
Ruth Werner ist eine der fünf Therapeutinnen, die im Zentrum arbeiten. Neben der zweimal wöchentlich stattfindenden offenen Beratung helfen sie in Einzeltherapien, bieten Workshops, Fortbildung oder Supervision an. Seit 1983 existiert das Therapiezentrum, entstanden aus und verwurzelt in der Frauenbewegung. Psychologin Werner, 51, macht einen Generationswechsel bei den um Rat Suchenden aus. Die Jüngeren, erzählt sie, hätten weniger Selbstbewusstseinsprobleme. Die Älteren hingegen „wissen oft gar nicht, wie kostbar sie sind.“
Neu im Team ist die Psychologin Kassandra Ruhm, die – selbst behindert – eine psychosoziale Beratung für Frauen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten anbietet.
Die fünf Frauen finanzieren ihre Arbeit vor allem aus Beiträgen und Spenden für den Verein Frauentherapiezentrum und aus den Therapiestunden. Die „Patinnenkampagne“ – Frauen machen mit regelmäßigen Monatsbeiträgen Therapie auch für die möglich, die es sich sonst nicht leisten könnten – bringt weiteres Geld in die Kasse. Aus der staatlichen Förderung sind sie trotz aller Beratungsangebote vor Jahren rausgeflogen. Ruth Werner berichtet, man habe „Zulauf en masse“. Dennoch ist die Finanzierung immer wieder der unsichere Faktor für das Zentrum im Beginenhof.
sgi/Foto: Kerstin Rolfes
Heute ist Abend der offenen Tür: Von 19 bis 22 Uhr präsentiert das Frauentherapiezentrum sein Angebot und die neuen Räume, Beginenhof 9.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen