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Zoff zwischen Schütting und Schlachte

■ Die Edelbrache Bredenplatz soll mit einem Hotel oder Geschäften bebaut werden. Die BIG sucht nach Investoren, ohne Beiräte zu fragen. Beiräte: „Sauerei!“

Baucontainer, ein Fahrradstand, ein paar Bäume, das Standbild „Mann mit Möwe“ – eigentlich ist der Bredenplatz nur ein eher unwirtlicher Fleck genau zwischen Schlachte und Schütting. Doch jetzt gibt es Zoff um das unbebaute Sahnegrundstück mitten in der City. „Eine Sauerei“ findet Robert Bücking, Ortsamtsleiter Mitte, dass die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) bereits nach Interessenten für die Edelbrache sucht, ohne dass der Beirat das Projekt beraten durfte. Das Gelände sei von „hoher städtebaulicher Bedeutung“ und müsse deshalb im zuständigen Beirat diskutiert werden, meint Bücking: „Es ist ja durchaus fraglich, ob der Platz ein wichtiger offener Raum ist oder ob er zugebaut werden sollte.“ Das müsse öffentlich diskutiert werden. Es sei „eine Arroganz der Verwaltung“, am zuständigen Stadtteilparlament vorbeiplanen zu wollen, meint Rober Bücking. Deshalb intervenierte der Viertel-Bürgermeister und verlangte, dass das Projekt von der Tagesordnung der Baudeputation gesetzt werde – und bekam Recht. „Wir werden diese Verletzung der Beiratsrechte rüffeln“, betont auch Ulrike Hiller (SPD), Sprecherin des Beirats Mitte. Der dürfte die Bredenplatz-Bebauung am kommenden Montag besonders kritisch debattieren, bevor sie erneut der Baudeputation vorgelegt wird.

Der Bredenplatz ist bislang eine fast leere Fläche zwischen Martinistraße, Kirchen- und Bredenstraße. Und eine der letzten Top-Adressen, die Bremen zu vergeben hat: mitten im Dreieck von Schütting, Weser und Böttcherstraße – zudem direkt am ehemaligen Telekomgebäude, das nach seinem Umbau zum Kontorhaus Laufkundschaft in die Gegend bringen dürfte.

Wenn der ohnehin kaum noch genutzte Querriegel des Hafensenators abgerissen wird, dürfte auf dem Platz vielleicht schon im nächsten Jahr mit dem Neubau eines Geschäfts- oder Hotelgebäudes begonnen werden. Wenn alles glatt geht, könnte das Projekt sogar schon Ende 2003 stehen. Das jedenfalls sind die Pläne und Wünsche der BIG, auf deren Ausschreibung für das rund 2.500 Quadratmeter große Gelände bereits vier Investoren Interesse bekundet haben sollen. Die Baukosten dürften sich im dreistelligen Millionenbereich bewegen.

„Ja, wir suchen derzeit nach Kaufinteressenten für das städtische Grundstück. Aber dafür müssen wir niemanden informieren“, betont Lutz Ruminski, Pressesprecher der BIG. Bewusst habe man dieses Verfahren gewählt, um „einen möglichst breiten, nicht nur auf Bremen beschränkten Kreis an Interessenten zu erhalten“. Bereits Ende Januar, wenn die Ausschreibung geschlossen sei, werde die BIG genauer wissen, wer dort was bauen wolle. Allerdings hätte bei der so genannten „Planaufstellung“ nicht die stadteigene BIG, sondern das Amt für Stadtplanung und Bauordnung die zuständigen politischen Gremien informieren müssen.

Das sehen die betroffenen Beiräte anders. Das erst seit Sommer gültige neue Beirätegesetz sehe „ausdrücklich vor, dass die BIG uns zu informieren hat“, schimpft Beiratssprecherin Haller. Auch bei Bausenatorin Tine Wischer (SPD) setzt man auf Basisdemokratie: „Eine Stellungnahme der Beiräte in diesem frühen Stadium des Verfahrens ist von uns ausdrücklich erwünscht“, sagt Sprecher Holger Bruns.

Die Beiräte sehen im Streit um den Bredenplatz ohnehin nur einen weiteren Punkt in der langen Liste der vielen Missachtungen durch die Verwaltung. Auch beim umstrittenen Abriss des historischen Gebäudes Am Wall 139 hatten die Basispolitiker ihr Veto eingelegt – jedoch ohne Folgen. „Die haben gesagt: ,Schön, das nehmen wir zur Kenntnis'“, kritisiert Haller. „Und trotzdem soll das Haus wegkommen – ist doch ein Unding, oder?“

Kai Schöneberg

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