: Höhere Verluste
Die Grünen haben durch den Afghanistankonflikt mehr Mitglieder verloren als beim Krieg gegen Jugoslawien
Achtzig Berliner Grüne haben bereits ihr Parteibuch abgegeben, bis zu 15 weitere können folgen. Damit hat die Zustimmung der grünen Bundestagsfraktion und des Rostocker Parteitags zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan schon zu einem größeren Aderlass geführt als das grüne Ja zum Jugoslawienkrieg im Frühjahr 1999.
Nach dem Beginn der Nato-Angriffe auf Jugoslawien waren bis März 1999 dreizehn Berliner Grüne aus der Partei ausgetreten. Unter ihnen befand sich auch das damals 23-jährige Mitglied des Landesvorstands, Tilman Heller. Andere Kritiker des Militäreinsatzes wie die Abgeordneten Judith Demba, Ida Schillen und Barbara Oesterheld setzten zu dieser Zeit noch auf einen Sonderparteitag.
Nachdem aber auch beim Parteitag 1999 in Bielefeld die Grünen bei ihrem Ja zum Nato-Einsatz geblieben waren, verließ auch Ida Schillen die Partei. Sie suchte bei der Demokratischen Linken eine neue politische Heimat und wurde im Juni 1999 mit einer Zweidrittelmehrheit aus der grünen Abgeordnetenhausfraktion ausgeschlossen.
Ebenso ausgetreten ist die damalige Abgeordnete Judith Demba. Sie warf ihr Parteibuch hin, nachdem die Grünen die Besetzung ihrer Kreuzberger Geschäftsstelle durch KriegsgegnerInnen mit Polizeigewalt beendet hatten. Obwohl Demba in einem Interview kurz darauf zu weiteren Parteiaustritten aufgerufen hatte, blieb sie zunächst noch als Parteilose in der grünen Abgeordnetenhausfraktion. Auf Bundesebene sorgte der Kosovokrieg für etwa 200 Austritte – bei bundesweit 51.000 Mitgliedern. Die Zahl könnte nach dem Parteitag in Rostock schnell übertroffen werden. WERA
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