: was bisher geschah
Neudeck und Cap Anamur
Schon am Anfang waren die Medien das Erfolgsrezept. 1979 gründete Rupert Neudeck das Komitee „Ein Schiff für Vietnam“, um vietnamesischen Flüchtlinge aus dem Südchinesischen Meer zu bergen. Er gab eine Pressekonferenz mit dem Promi Heinrich Böll, flankierend berichtete Franz Alt in einem Fernsehfilm über das Schicksal der Boat-People. Dass Neudeck die Medien für seine Sache gewann, war kein Wunder. Denn seit 1977 arbeitete er selbst als Redakteur beim Deutschlandfunk. Und so spendeten die Deutschen bereits in den ersten drei Tagen mehr als 1 Million Mark. Das erste Bergungsschiff nannte Neudeck nach dem türkischen Cap Anamur, seit 1982 heißt auch die Organisation so. In vier Jahren rettete der Frachter rund 10.000 Flüchtlinge. Im Laufe der Jahre weitete Cap Anamur sein Engagement aus: auf Krankenhäuser in Vietnam, Ambulanzstationen in Kolumbien oder ein Hospital in Nordirak. Markenzeichen waren direkte Hilfe vor Ort und die Unabhängigkeit von der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik.
1999 rief Neudeck zu Spenden für Hilfsprojekte im Kosovo auf. Kooperationspartner: das ZDF und die Bild-Zeitung. Rund 58 Millionen Mark wurden gespendet – so viel, dass es für Cap Anamur gar nicht so einfach war, das Geld in eigenen Projekten unterzubringen. Diesmal waren nicht alle Journalisten auf Neudecks Seite. So warf ihm das ARD-Magazin „Report“ vor, er habe mehr Geld in Müllwagen und -container gesteckt als in die direkte Flüchtlingshilfe. Dagegen sieht Cap Anamur die Kosovo-Hilfe als Erfolg und verweist auf den Wiederaufbau tausender Häuser. Inzwischen ist Neudeck aber längst bei neuen Projekten: Am Samstag flog der 62-Jährige nach Tadschikistan, um von dort nach Afghanistan aufzubrechen. FOTO: FRANK DARCHINGER
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